Wir sind unterwegs nach Epidauros. Hier befindet sich das am besten erhaltene Amphitheater Griechenlands. Es ist trüb und grau, als wir an diesem Nachmittag ankommen. In unserer App lesen wir, dass übernachten hier nicht erwünscht ist. Und auch wenn der Platz groß genug wäre, fahren wir noch ein Stück weiter. Unser jetziges Ziel ist ein Kloster ganz in der Nähe. Es liegt irgendwo im Nirgendwo und als wir ankommen und Laikas Motor abstellen hören wir … nichts. Das Kloster ist geschlossen und so verbringen wir eine sehr ruhige Nacht in völliger Dunkelheit.

Am nächsten Morgen laufen wir zum Kloster Kalamiou, dass zur Besichtigung offen sein soll, doch es scheint niemand da zu sein. Aber die Aussicht hier ist wieder einmal grandios.

Wir fahren zurück nach Epidaurus und vertreiben dabei unabsichtlich eine Herde Ziegen.

Epidaurus war eine bedeutende griechiche Heilstätte. Besonders bekannt wurde sie durch das alte Theater, dass um 330 – 320 v. Chr. erbaut wurde und auch heute wieder genutzt wird.

Der kleine blaue Punkt ist Silke

Wir beschließen, die Akustik des Theaters selbst zu probieren. In der Mitte der Arena markiert ein runder Stein den Ort, an dem sie am besten ist. Sobald wir auf dem Stein stehen und ein paar Worte sagen, kommen diese in dolby surround zu uns zurück. Schon ein Schritt nach rechts oder links und dieser Effekt ist wieder verschwunden. Silke traut sich, steigt hinab und stellt sich auf den Stein. Während ich auf der obersten Reihe stehe und zuhöre, schmettert sie ein Lied in die Runde. Und bekommt prompt Beifall sogar von den restlichen sieben Zuhörern. Nur wenige Besucher sagen etwas, wenn sie auf dem Stein stehen, viele scheinen sehr scheu. Doch die eigene Stimme in dolby surround zu hören – das ist es, was aus unserer Erfahrung in diesen Theatern am faszinierendsten ist. Wir sprechen einen jungen Mann an und ermuntern ihn, etwas zu sagen, als er auf dem Stein steht. Als er sich selbst hört, leuchten seine Augen und er strahlt über beide Ohren. Dieses Erlebnis möchte er nun mit seiner Frau teilen. Doch sie ist leider sehr schüchtern und traut sich nicht, etwas zu sagen. So verpasst sie diese außergewöhnliche Erfahrung.

Rund 14.000 Besucher fanden auf den 54 Sitzreihen Platz. Es blieb lange Zeit im wahrsten Sinn unter Erde und Steinen verborgen. Und da sich der so entstandene Hügel wunderbar in die Landschaft einfügte, wurde es erst im 19. Jahrhundert wiederentdeckt und freigelegt.

die beiden Seiteneingänge zum Theater sind noch erhalten.

Im angrenzenden kleinen Museum schauen wir uns die bei den Ausgrabungen gefundenen Statuen an und lernen die Geschichte von Epidaurus. Das Theater ist nur ein Teil des bedeutenden Heiligtums der Antike. Die gesamte Anlage war Asklepios, dem Gott der Heilung geweiht und vom 6. Jahrhundert vor Christus bis in die Römerzeit in Benutzung. Heute stehen nur noch die Fundamente der ehemaligen Anlage. Jede Aktivität im Heiligtum war darauf ausgerichtet, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. So gab es Krankenhäuser, Unterkünfte für Besucher, Wohnungen für die Ärzte und Vergnügungsorte.

Statue des Asklepios, dem Epidaurus geweiht war. In seiner Hand der Äskulap-Stab, der heute noch Teil des Logos der deutschen Apotheken ist.

Im Museum stehen auch einige der in der Anlage freigelegten Steintafeln. Als wir die Schriftzeichen darauf sehen, sind sie nahezu identisch zu denen, die wir hier tagtäglich sehen und wir fragen uns, ob sich die griechische Sprache und Schrift seit der Antike verändert hat.

01. – 02. März 2022