Wir sind in Matera angekommen und beschließen, ein paar Tage hier zu bleiben. Bei Park4Night lesen wir von Gianfranco, der eine ehemalige Kartbahn zu einem Campingplatz umgestaltet hat. Und er wird mit seinen Tipps in „denglitalienisch“ in den höchsten Tönen gelobt. Da wollen wir hin. Als wir auf dem Platz ankommen, ist es schon dunkel. Wir werden von Frisbee, dem Haus- und Hofhund, begrüßt. Er ist klein und flitzt kreuz und quer über den Hof.

Der Wind nimmt jetzt stetig zu und kühlt Laika über Nacht ziemlich aus. Am nächsten Morgen stehen zwei Bauern auf dem Hof, die Mozzarella, Wurst, Pasta, Wein und Süßes verkaufen. Aus den anderen Wohnmobilen lässt sich niemand sehen und so kaufen nur wir bei ihnen ein.

Zum Service von Gianfranco gehört ein persönlicher Shuttlebus in die Stadt und so sitzen wir 10 Uhr im weißen Renault und brausen über die Straßen und durch den Kreisverkehr. Dabei erzählt uns Gianfranco über seine Heimatstadt. Er ist eindeutig stolz, ein Materaner zu sein. Er wird uns später auch wieder abholen.

Matera zählt als eine der ältesten Städte der Welt. Besiedelungen sind schon aus der Jungsteinzeit nachweisbar. Die Stadt liegt oberhalb des Tals Gravina di Matera auf der karstigen Hochebene der Muria. Gegenüber der Altstadt sind noch Höhlensiedlungen zu erkennen und können besichtigt werden. Die Höhlenwohnungen der heutigen Altstadt – Sassi genannt – werden zum Teil noch heute genutzt. Als Keller oder auch Wohnraum.

Felsenkirche
Das Tal Gravina di Matera, über dem die Stadt thront

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wohnten viele Menschen dicht an dicht in diesen Höhlen. Zum Teil zusammen mit ihren Tieren. Das brachte der Stadt den Ruf ein, die „Schande Italiens“ zu sein, denn die hygienischen Zustände müssen katastrophal gewesen sein. Es gab weder fließendes Wasser noch Strom. Deshalb wurden in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts die Einwohner der Sassi in neu gebaute Häuser umgesiedelt. Seit 1993 sind die Sassi UNESCO Weltkulturerbe und der Tourismus entwickelt sich langsam zu einer Einnahmequelle.

Ein weiterer Grund für die Ernennung zum Weltkulturerbe ist die Palombaro Lungo – eine unterirdische Zisterne. Auch sie schauen wir uns an. Und wie so oft, haben wir auch diesen Ort für uns allein.

Rund 15 Meter hoch, fasst sie bis zu 5 Millionen Litern Wasser
Die Tuffsteinwände sind mit einer wasserundurchlässigen Schicht verputzt.

Matera dient auch oft als Kulisse für Filmproduktionen. So jagte James Bond im Film „Keine Zeit zu sterben“ im Aston Martin durch die Gassen der Altstadt und sprang mit einem Motorrad über die Mauer an der Kirche. Aber auch Mel Gibson nutzte die historischen Gegebenheiten und drehte einen Großteil der Außenszenen der „Passion Christi“ in den Sassi und der Schlucht. Diesen Film haben wir aber noch nicht gesehen.

Überall in der Stadt stehen Werke von Salvador Dalí. Es gibt auch ein Museum, welches wir aber nicht besuchen.

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag zu den Höhlen gegenüber der Altstadt. Doch der eisige Wind treibt uns weiter. An der Küste soll es drei, vier Grad wärmer sein und nicht regnen. Und so fahren wir weiter nach Süden zur Stiefelspitze. Gallipoli wird unser Ziel.

11. Dezember 2021