Leider gibt es auf der Mani nicht so viele Plätze, auf denen wir frei stehen können. Und so haben wir die Halbinsel viel zu schnell umrundet. Einen sehr außergewöhnlichen Stellplatz jedoch hat sie aber noch: die „Schiffswrackbucht“. Sie ist unter Wohnmobilisten und Vanlifern recht bekannt und liegt rund fünf Kilometer außerhalb von Gythio.
Um zur Bucht zu gelangen, fahren wir einmal quer durch Gythio. Auf Kleinstadt haben wir heute keine Lust und unsere Vorräte sind auch gut gefüllt.
Kurz danach öffnet sich der erste Blick auf die Bucht. Und tatsächlich: am Strand liegt ein rostrotes Etwas, das noch an ein Schiff erinnert. Das wollen wir uns genauer anschauen und fahren die letzten Meter bis zur Bucht.
Der Platz ist ein kleines, von Dünen, Bäumen und Gräsern eingerahmtes Stück Strand. Und er ist schon gut besucht. Auch, weil hier sogar ein zum Wohnmobil ausgebauter Vierzigtonner aus Frankreich steht. Die anderen „normalen“ Wohnmobile kommen aus Italien, Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz. Diese Internationalität macht uns richtig Laune. Und wir kommen mit Jacqueline aus den Niederlanden und ihrem deutschen Mann Harald ins Gespräch. Sie teilen sich Ihren Camper mit drei Hunden. Losgefahren sind sie zu viert (zwei Menschen, zwei Hunde). Erst vor kurzem trafen sie auf eine griechische Hündin und alle fünf sind nun gerade dabei, ein neues Rudel zu werden. Spontan verabreden wir uns für den Abend.
Hier sehen wir ganz deutlich auch die Unterschiede unter den Wohnmobilisten. Die meisten sind sehr offen, kommen schnell ins Gespräch und freuen sich über den gegenseitigen Austausch. Einige wenige jedoch bleiben lieber unter sich und zeigen das auch sehr deutlich. Sie stellen ihren Camper und ihre Tische und Stühle so hin, dass sie fast nicht zu sehen und erst recht kaum zu erreichen sind. Und auch am Strand oder bei einer zufälligen Begegnung ist ihre Körpersprache eindeutig.
Nachdem wir uns eingerichtet haben, machen wir uns auf den Weg den Strand entlang zum Schiffswrack. Das ist eindeutig dabei, sich in seine Bestandteile aufzulösen. Eine Erkundungstour näher ran erscheint uns nicht sicher. Zumal sich das Heck des rostigen Riesen bei jeder ankommenden Welle etwas bewegt. Das hält jedoch einige Besucher nicht davon ab, durch die Löcher in der Schiffswand ins Innere zu klettern. Schilder oder Absperrungen gibt es nicht. Auch hier ist jeder für sich selbst verantwortlich. Für eine „ausgebildete“ Deutsche mit all den Vorschriften, Hinweisen und zum teil übertriebenen Sicherheitsmaßnahmen bekommen wir nicht nur in diesem Land gute Lehrstunden, wie Eigenverantwortung aussieht.
Um die „Dimitrios“ – so heißt das Wrack – ranken sich einige Gerüchte. So soll es zum Beispiel ein Schmugglerschiff gewesen sein, dessen Mannschaft eine Meuterei angezettelt habe. Sogar spuken soll es auf dem Geisterschiff. Das kann ich mir richtig gut vorstellen. Bei unserem Besuch scheint die Sonne vom Himmel und das Meer brandet blau und fast schon zärtlich an den Strand. Aber es braucht nur ein bisschen Nebel und ein paar größere Wellen und schon quietscht und knarrt es vermutlich mystisch zwischen den rostigen Rippen.
Es gibt aber auch noch eine offizielle Geschichte der Strandung. So lag das Schiff, dass damals „Cornilia“ hieß, vor mehr als 40 Jahren auf Reede vor dem Hafen von Gythio. Während eines heftigen Sturm rissen die Taue und drückten es Richtung Strand von Valtaki, wo es schließlich strandete. Und da sich bisher niemand um die Bergung gekümmert hat, wird der Strand seinen Namen wohl so lange behalten, bis das Meer seine Arbeit beendet hat.
Am Abend sitzen wir mit Jacqueline und Harald gemütlich zusammen, tauschen Reiserouten und -pläne aus und geben uns gegenseitig Tipps aus unseren bisherigen Erfahrungen.
20. Februar 2022