Wir verlassen den Bolsena-See und fahren wieder ein Stück landeinwärts. Nicht weit vom See entfernt haben wir von einem weiteren sehenswerten Ort gelesen. Bagnoregio. Eigentlich die Civita di Bagnoregio, also die Altstadt des Ortes. Auch sie liegt auf einem Tuffsteinfelsen und ist nur über eine Fußgängerbrücke zu erreichen. Damit ist sie quasi autofrei.

Um zur Civita zu gelangen, müssen wir durch die „Neustadt“, die in unseren Augen ziemlich reizlos ist. Doch was wir dann sehen… ach, seht selbst.

Mitten in der Mondlandschaft liegt die Civita di Bagnoregio

Staunend bleiben wir erst einmal eine Weile am Aussichtspunkt stehen und lassen es auf uns wirken. Der Felsen, auf dem die Altstadt errichtet wurde, steht mitten in einer Landschaft, die bizarre, durch Erosion gestaltete Formen hat. Es wirkt ein bisschen wie eine Sandburg am Meer, die jeden Moment das Meer wegspülen kann. Wieder einmal fragen wir uns: Wer macht so etwas? Wer baut auf diesem einsamen Fels, der kaum zugänglich ist und an dessen Flanken auch keine Landwirtschaft möglich ist?

Es waren die Etrusker, die zuerst auf dem Felsen siedelten. Vermutlich hat die nahezu uneinnehmbare Lage den Ausschlag gegeben. Im Mittelalter wurde der Ort zum Bischoffsitz. Als jedoch 1695 ein Erdbeben die Gegend erschütterte, verlegte der damalige Bischoff seinen Sitz in die Ebene nach Bagnoregio. Das war der Anfang vom Ende des ältesten Teiles der Stadt, bis in den 1990er Jahren nur noch 5 – 12 ältere Menschen in dem zunehmend verfallendem Ort wohnten. Doch dann entdeckten Künstler und Investoren den Ort für sich, restaurierten die verfallenden Häuser und hauchten der Civita so wieder Leben ein. Heute ist es ein beliebtes Ausflugsziel und wird im Sommer von tausenden Tagesgästen besucht.

Und wir gehören jetzt auch dazu.

Nur über eine ziemlich steile Fußgängerbrücke zu erreichen – Civita di Bagnoregio

Um die Brücke zu überqueren, dürfen wir erst einmal Eintritt zahlen. Das System Wegezoll funktioniert also noch heute. Dann gehen wir über die rund 200 Meter lange Brücke, die zum Ende hin immer steiler wird. Wir schätzen, es waren weit mehr als 20 Prozent Steigung. Dann durch das Tor und tadaaa – mittelalterliches Flair

Doch wir wären nicht in Italien, wenn nicht wenigstens ein Piaggio oder Moped da wäre. Die sind schmal und leicht genug, um über die Brücke zu fahren.

Kaum größer als ein Moped – Piaggio. Ihr knattern erinnert uns stark an den Trabant.
Die Erosion ist nicht zu übersehen. An einigen Stellen sind Häuser nicht mehr sicher und es gibt auch schon Betonverstärkungen im Inneren des Felsen.

2008 wurde in Civita di Bagnoregio Pinocchio gedreht mit Bob Hoskins in der Hauptrolle.

Bilder von den Dreharbeiten
Pinocchios zu Hause

24. November 2021