Vom Königshaus ziehen wir weiter nach Brașov. Diesmal bekommen wir einen Platz ganz in der Nähe der Altstadt vor dem Haus unserer Bekannten. Und sind mittendrin in Siebenbürgen oder wie es auf rümänisch heißt: Transsilvanien.

„Jenseits des Waldes“ heißt Transsilvanien übersetzt und war bisher in meinem Kopf stark mit Dracula verbunden. Gut, dass wir das jetzt mal aufräumen. Siebenbürgen ist ein Gebiet im Zentrum Rumäniens, dass sich in den südlichen Karpatenbogen schmiegt. Die Landschaft hier ist sehr von Wildnis und Bergen geprägt.

Woher der Name Siebenbürgen stammt, ist nicht abschließend geklärt. Aber man nimmt an, dass er von den sieben Städten Hermannstadt, Kronstadt, Bistritz, Schäßburg, Mühlbach, Broos und Klauseburg stammt, die von den Siebenbürger Sachsen gegründet wurden. Anders als es der Name vermuten lässt, stammen die Siebenbürger Sachsen nicht aus Sachsen. Die meisten von ihnen besiedelten das Gebiet ab etwa 1147 und kamen vor allem aus der Region des Mittelrhein und der Mosel sowie aus Flandern und der Wallonie. Die Bezeichnung „Sachsen“ – so wird vermutet – ergab sich aus der damals lateinischen Bezeichnung „Saxones“ für westliche, überwiegend deutsche Siedler. Man nimmt an, dass die Siebenbürger diese Bezeichnung schließlich selbst für sich verwendeten.

Marktplatz in Brașov

Brașov – schon vor 700 Jahren ein wichtiger Knotenpunkt zwischen Moldau, Transsilvanien und der Walachei ist heute eine Großstadt mit rund 250.000 Einwohnern. Wir bummeln durch die Altstadt, die auf uns eher den Eindruck einer gemütlichen Kleinstadt in unserer sächsischen Heimat macht.

In Siebenbürgen stehen auf den Ortsschildern meist drei Ortsbezeichnungen: die rumänische, die deutsche und die ungarische. Für Brașov sind das noch Kronstadt auf deutsch und Brasso auf ungarisch. Dies zeigt gut die wechselvolle Siedlungsgeschichte. Während die Ungarn (Magyaren) bereits ab etwa 895 die Gegend besiedelten, kamen die deutschen Siedler ab etwa 1147 auf Einladung des ungarischen Königs. Diese beiden Gruppen bildeten bis ins 19. Jahrhundert den größten Teil der Bevölkerung in Siebenbürgen. Zwischen dem 12. und 19. Jahrhundert gehörte die Stadt und die sie umgebende Region abwechselnd zum Königreich Ungarn, zur Habsburger Monarchie und schließlich zu Rumänien.

die Restaurants und Cafés sind sehr gut besucht

Wir haben keinen Plan und lassen uns durch die Straßen und Gassen treiben. Es ist Sommer, die Menschen verbringen die lauen Nächte draußen und treffen sich in Cafés und Restaurants.

Ich hatte mich schon sehr auf neuen Lesestoff in den deutschen Buchläden gefreut. Doch das Angebot ist sehr überschaubar. Nachdem das Gebiet im Jahr 1920 den Rumänen zugesprochen wurde, verloren die bisher dominierenden Bevölkerungsgruppe der Deutschen und Ungarn stetig an Einfluss. Seit den 1970er Jahren und besonders nach 1990 wanderten deshalb immer mehr Siebenbürger Sachsen nach Deutschland und Österreich aus. Sie flohen vor allem vor den Repressalien und Übergriffen durch den Staat und den neu angesiedelten Rumänen. Wer die ganze Geschichte Siebenbürgens erkunden mag, findet sie hier.

Buchhandlung, in der es auch deutsche Bücher gibt.
Ein Hauch von Hollywood: der Schriftzug Brașov auf dem Berg Tâmpa
die schwarze Kirche

Die gotische Kirche wurde zwar schon im 14./15. Jahrhundert erbaut, erhielt ihren heutigen Namen „schwarze Kirche“ jedoch erst 1689, als ein Großbrand ihre Mauern schwarz färbte. Mit einer Länge von rund 90 Metern ist sie die größte Kirche Rumäniens.

Silke hat schon seit einiger Zeit den Wunsch, Laikas Bremsen zu prüfen und wir wollen den angeschlagenen Rückspiegel reparieren. Auf das Panzertape ist zwar prinzipiell Verlass aber wir wollen gern auf Nummer sicher gehen. Wir bekommen einen Tipp für eine Werkstatt ein Stück außerhalb der Stadt. Der Werkstattbetreiber ist selbst mit seinem Wohnmobil unterwegs und kennt sich deshalb auch hier aus.

Auf der Fahrt dahin kommen wir an der orthodoxen Kirche Biserica Sfinții Apostoli Petru și Pavel vorbei, deren goldenes Dach schon von weitem in der Sonne funkelt.

Laika wird vom Werkstattbetreiber höchstselbst durch die enge Durchfahrt in die Werkstatt hinein und auch wieder hinaus gefahren. Wahrlich Zentimeterarbeit.

Und sie passte sogar und gerade so auf den Bock. Fazit: die Bremsen sind in Ordnung, wir haben einen neuen Außenspiegel und wir folgen der Empfehlung, einen Ölwechsel zu machen. Durch die staubigen Straßen wird in Rumänien ein Ölwechsel alle 15.000 Kilometer empfohlen. Auf unserem Reisetacho stehen aktuell rund 13.000 Kilometer.

19. – 21. Juni 2022