Es geht noch weiter in den Norden, nach Bârsana – nur rund 20 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Dort befindet sich ein Kloster, das ganz oben steht auf der Liste der empfohlenen Orte, die wir seit Brașov „abarbeiten“. Als wir ankommen, ist es schon spät und wir verschieben die Besichtigung auf den nächsten Tag. Auf dem Parkplatz einer neu gebauten Self-Service-Autowaschanlage finden wir Platz für die Nacht. Hier ist es still, denn es kommen keine Autos oder Menschen vorbei. Allgemein scheint in dem Ort nicht viel los zu sein und die Nationalstraße DN18 ist weit genug entfernt. DN (Drum Național) ist die Bezeichnung der rumänischen Bundesstraßen. Sie verbinden die Städte und Regionen des Landes miteinander.

Am nächsten Morgen fahren wir zum Kloster. Der Parkplatz davor hat eine ziemliche Schräglage, was eine Herausforderung für unseren „Hausstand“ wäre. Und da der Platz schon gut gefüllt ist und zusätzlich ein Reisebus gerade neue Besucher ausspuckt, stellen wir Laika gegenüber direkt an der Bundesstraße ab.

Als wir die kleine Anhöhe zum Eingangstor des Klosters laufen, empfängt uns aus einem Lautsprecher spirituell anmutende Musik, vorgetragen von einer Frau mit einer sehr hellen Stimme. Das bringt uns in die perfekte Stimmung für den Besuch. Durch die App „Shazam“ erfahren wir, dass die Interpretin Paula Seling ist, eine vielseitig begabte rumänische Sängerin. Sie singt aber nicht nur spirituelle und traditionelle Lieder -2010 vertrat sie ihr Heimatland Rumänien beim Eurovision Song Contest in Oslo.

Eingangstor zum Kloster

Das Kloster Barsana, aufgenommen 1999 in die Liste als UNESCO-Weltkulturerbe, wurde in den 1980er Jahren in der Tradition der rumänischen Holzarchitektur neu errichtet.

Die Geschichte des Klosters an sich begann bereits 1390 mit der ersten urkundlichen Erwähnung einer hölzernen Kirche. Das sich daraus entwickelte Kloster wurde während des österreichisch-türkischen Krieges um 1880 zerstört und der Ort schließlich verlassen. In den 1980er Jahren beschloss man, eine neue Klosteranlage zu errichten. Die neue Klostergemeinschaft entschied sich für den Bau im traditionellen Stil der Maramureș, um die Kultur und Tradition der Region zu bewahren.

Es dauert eine Weile, bis wir vom Eingangstor weiter gehen, denn die Musik berührt uns sehr und wir fühlen, das wir hier einen besonderen Ort gefunden haben. Rechterhand steht die orthodoxe Kirche, die mit ihren 57 Metern eine der höchsten Holzkirchen Rumäniens ist.

Holzkkirche

Doch bevor wir uns diesem Ort widmen, entdecken wir hinter der Kirche einen Stall mit mehreren Hühnern und Hähnen. Diese scheinen grad im Stimmbruch zu sein, was Silke zu einer kleinen Übungseinheit mit den Jungs animiert.

Das Innere der Kirche ist reich verziert mit Holzschnitzereien, Ikonen und religiösen Artefakten. Die bunten Fresken an Decken und Wänden erzählen biblische Geschichten vorwiegend in Rot-, Blau- und Grüntönen. Wir setzen uns eine Weile auf eine Bank im hinteren Teil des Altarraums und lassen die Stimmung auf uns wirken.

Altar der Kirche.

Als wir aus der Kirche treten, eröffnet sich uns ein schöner Blick auf die gesamte Anlage des Klosters. Es besteht aus insgesamt 13 Gebäuden, neben Kirche und Eingangsportal sind das ein Museum, ein kulturelles Zentrum, Unterkünfte für Besucher, die Pfarrei, ein Weihwasser-Brunnen und ein Sommeraltar.

Die gesamte Anlage – aufgenommen vom Eingang der Holzkirche.
Gästehaus
Gästehaus
Haus, in dem die Nonnen wohnen.

Wir bleiben eine ganze Weile auf dem Gelände, fotografieren die Blumen, bummeln von Haus zu Haus und saugen die Stimmung auf. Alles hier strahlt Ruhe und Geborgenheit aus. Wir lassen uns treiben. Verweilen überall dort, wo es sich danach anfühlt. Gehen ein Stück zusammen und ein Stück jede für sich. Und wir bewundern die Architektur der Maramureș, die hier so richtig zur Geltung kommt. Uns gefällt sie sehr.

Bei unserer Rückkehr hat sich die Parksituation entspannt.
Traditionelles Holztor der Maramureș

Nur fünf Kilometer vom Kloster entfernt besuchen wir die kleine Kirche Notre-Dame de Bârsana (Kirche der Darstellung der Jungfrau im Tempel). Sie steht abgeschieden und unscheinbar umgeben von Heuhaufen auf einer Wiese.

Der Ort wirkt verlassen, kein Besucher ist in der Nähe. Im Inneren empfängt uns eine Frau, die uns leidenschaftlich alles über die kleine Kirche erzählt. Erbaut wurde sie 1711 als Dank für den Schutz Gottes vor der großen Pest im Jahr zuvor. Um 1739 wurde sie abgebaut und an die Stelle verlegt, an der heute die Kirche des Klosters Bârsana steht. 1795 musste sie noch einmal umziehen – an ihren heutigen Standort. Nur noch wenige Kreuze zeugen von dem Friedhof, der sich einmal rund um die Kirche befand.

Erbaut im Blockhaus-Stil

Der kleine Innenraum ist komplett mit Fresken bemalt. Sie gehören zu einigen der repräsentativsten barocken Innenwandgemälden der Maramureș. Wir konnten dies leider nicht so schön einfangen. Aber dieser Eintrag auf Wikipedia zeigt detailliert die einzelnen Bilder und deren Bedeutung.

Auch diese Kirche steht mit sieben anderen Kirchen der Maramureș seit 1999 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

08. – 10. Juli 2022