Unser nächstes Ziel Alba Iulia – Karlsburg, liegt rund 70 Kilometer weiter südlich. Wie so oft dauert das einpacken länger und so kommen wir erst am Nachmittag in der Stadt an. Hier finden wir einen Platz direkt an der Burgmauer, auf dem das parken in der Woche kostenfrei ist. In der App lesen wir, dass die hiesige Polizei mehrmals am Tag hier vorbeischaut. Das bewahrheitet sich dann auch und so wir lassen Laika guten Gewissens für einen Bummel durch die Stadt allein.

Rund um die Festung

Der Platz liegt direkt an der Außenmauer der Zitadelle Alba Carolina. Diese siebeneckige Festung im Vauban-Stil aus der Zeit des Barock umgibt den gesamten Altstadtkern. Am besten sieht man ihre Struktur aus der Luft. Da uns das aber nicht möglich ist, fotografieren wir einfach den ersten Gullideckel auf dem Weg.

Gullideckel mit der Aufschrift Primaria Municipiukui Alba Iulia. In der Mitte ist die Silhouette der Festung Alba Iulia. Im Vordergrund ist Silkes Schatten, die das Handy in der Hand hält und dieses Foto macht.
Kontur der siebeneckigen Festungsanlage

Der Vauban-Stil erhielt seinen Namen von Sébastien Le Prestre, Seigneur de Vauban, einem französischen General und Festungsbaumeister des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Die Festung Alba Carolina ist streng symmetrisch in Form eines Sterns angelegt. Durch diesen Grundriss gibt es keinen „toten Winkel“ und die Festung ist von allen Seiten gut zu verteidigen. Sie entstand zwischen 1715 und 1738 und diente den Habsburgern als Verteidigungspunkt gegen die Osmanen.

Wir entscheiden uns für ein bisschen Bewegung und umrunden die Festung erst einmal entlang des 2,7 Kilometer langen Festungsgrabens. Je weiter wir uns von den „offiziellen“ Toren der Festung entfernen, desto ruhiger wird es zwischen den Festungsmauern. Nur hin und wieder laden kleinere Lokale zum Verweilen ein.

Blick in den Burggraben

Die Geschichte Alba Iulias im Schnelldurchgang

Nach diesem Rundgang überqueren wir die Brücke und gehen in die Altstadt von Alba Iulia. Die Stadt hieß ursprünglich Weißenburg und erhielt ihren heutigen deutschen Namen Karlsburg erst 1711 nach Kaiser Karl VI. Auch ihre Geschichte ist sehr abwechslungsreich. Ursprünglich von den Dakern bewohnt, eroberten im 2. Jahrhundert n. Chr. die Römer das Gebiet. Nach deren Rückzug folgten vor allem wandernde Völker wie die Hunnen, bevor im 9. Jahrhundert die Ungarn die Vorherrschaft übernahmen. Ihnen folgten die Osmanen, die wiederum von den Habsburgern abgelöst wurden. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war die Region dann Teil des Österreichisch-Ungarischen Reiches und schließlich des Königreichs Rumänien.

Die ehemaligen Bewohner der Zitadelle

Überall in den Straßen stehen Bronzestatuen. Sie stellen Zeitzeugen des Lebens im 17. Jahrhundert dar. Gleich zu Beginn grüßt uns ein uniformierter Soldat mit der Hand an seinem Hut. Ein paar Schritte weiter henkeln wir uns an den Arm einer Gräfin mit Hut und Schirm. Vor der Kirche steht der heilige Antonius und erklärt den Kindern um ihn herum das Wort Gottes. Nur zwei der Kinder lauschen ihm aufmerksam. Und ein Stück weiter spricht ein Universitäts-Absolvent mit zwei Kindern und einem Hund.

Die letzten beiden Figuren finden wir als Büsten am Eingang der Dreifaltigkeitskirche. Es sind König Ferdinand I. und Königin Marie, die am 15. Oktober 1922 in dieser Kathedrale gekrönt wurden.

Râpa Roșie – die rote Schlucht

Wir sind stadtlahm und fußfaul und haben keine Lust mehr, durch die aufgeheizten Straßen zu laufen. Zurück bei Laika schauen wir nach unserem nächsten Übernachtungsplatz. Und finden ihn bei Râpa Roșie – der roten Schlucht, rund 15 Kilometer entfernt.

Als wir ankommen, sind schon andere Camper da und haben auf der Wiese vor den Felsen ihre Plätzchen gefunden. Wir bleiben mit etwas Abstand stehen, nicht weit von einem Warnschild entfernt. Die hiesige Polizei weist damit ausdrücklich darauf hin, dass dieser Ort nicht sicher ist und es bereits mehrfach zu Einbrüchen in Wohnwagen und Autos gekommen sei. Auch wenn es nicht das beste Gefühl hinterlässt, finden wir diesen Hinweis sehr aufmerksam. Und entscheiden dennoch, hier stehen zu bleiben.

Das Warnschild an der Hecke

Wieder einmal bleibe ich am Auto, während Silke ihrem Forschergeist nachgibt. Sie will hinauf auf den Felsen und alles von oben anschauen. Mein imaginärer Schrittzähler für die Woche ist voll, mir ist zu warm und überhaupt. Aber ich muss zugeben, dass die Bilder von einer sehenswerten Tour erzählen.

Blick von Râpa Roșie

16. Juli 2022