Wir verlassen die Kuhwiese und folgen dem letzten Stück der Transalpina weiter bergab. Unser Ziel ist Băile Herculane, deutsch Herkulesbad. Was wir darüber lesen, klingt interessant: 16 Thermalquellen verteilen sich entlang des Flusses Cerna auf einer Länge von vier Kilometern. Schon die Römer kannten und nutzten diese Quellen, die erste schriftliche Erwähnung ist aus dem Jahr 153 n.Chr.

Nach dem Abzug der Römer wurden die Quellen zwar weiter genutzt, verloren aber an Bedeutung. Erst als die Gegend an Österreich-Ungarn fiel, wurden neue Bäder angelegt und imposante barocke Bauten errichtet. Inzwischen sind auch sie seit Jahren sich selbst überlassen und bestimmen sie als eine Art Lost Place einen großen Teil des Ortes. An ihnen blättert so nach und nach der Prunk ab und sie werden von den Besuchern kaum mehr beachtet. Gleich daneben stehen die typischen kommunistischen Betonburgen, die heute auch keine Besucher mehr empfangen. Dennoch ist Herkulesbad auch heute noch ein bekannter und beliebter Kurort.

Für eine Besichtigung oder Übernachtung spricht uns das alles nicht an, wir haben kein einziges Foto gemacht. Und wir beschließen, noch ein Stück weiterzufahren.

Durch die Dörfer des Banats

Herculesbad liegt im Banater Bergland, im rumänischen Teil des Banat – einer größeren historischen Region. Diese erstreckt sich über Rumänien, Serbien und einen kleinen Teil von Ungarn. Man nimmt an, dass sich der Name Banat von der mittelalterlichen Bezeichnung des Herrschaftsgebiets eines Ban ableitet – was so viel heißt wie Graf oder Markgraf.

Damit tauchen wir auch tiefer in das ländliche Rumänien ein. Die Straßen verwandeln sich in provisorische Teerstreifen und führen uns durch kleine, verschlafene Dörfer, in denen die Zeit stillzustehen scheint. Es sind nur wenige Menschen zu sehen. Hin und wieder sitzt jemand auf der Bank vor einem der Häuser. Ein Stück weiter ist die Holzlieferung für den Winter angekommen und muss erst mal auf eine handliche Größe gesägt werden. Uns fallen auch die tiefen betonierten Abflussgräben links und rechts der Straße auf. Sie sehen aus, als könnten sie mühelos ein Moped verschlingen. Parken vor dem Haus wird hier zur Präzisionsarbeit. Aber wir sehen einige Autos, die genau über den Gräben parken und fragen uns, wie sie das ohne Blessuren hinbekommen haben. 

Die Wassermühlen von Rudăria

Schließlich erreichen wir unser Ziel, die Wassermühlen von Rudăria, auch bekannt als Eftimie Murgu.  

Insgesamt 22 kleine Wassermühlen erstrecken sich entlang des Flusses Rudărica, die meisten werden auch heute noch genutzt. Sie machen sich die Kraft des Wassers zunutze, dass durch das enge Tal fliest. Die ältesten der Mühlen stammen aus dem 18. Jahrhundert, und auch heute noch wird hier nach alten Methoden Mehl gemahlen. Es ist möglich, die Mühlen auch zu besichtigen und sogar dabei zuzusehen, wie das Getreide gemahlen wird. Einen ersten Eindruck haben wir auf dieser Internetseite [Link: https://prinbanat.ro/de/die-wassermuhlen-aus-rudaria/] gefunden. Als wir da sind, ist alles verschlossen und es ist niemand da. Also setzen wir es auf die “wir kommen wieder-Liste“.  

Diese Mühlen sind das größte funktionierende Ensemble seiner Art in Europa und ein verborgener Schatz im unbekannten Teil Rumäniens. Ihre Namen wie „Tunnelmühle“ oder „Firiz“ beschreibt die Mühle selbst oder hält die Erinnerung wach an ihre Erbauer.

Nicht weit entfernt von den Wassermühlen zeigt unsere App einen Stellplatz an, der einsam am Fluss im Wald liegt und durchweg positiv bewertet ist. Fluss und Wald sind die beiden Worte, die uns überzeugen. Und unser Wunsch, der Sommerhitze für ein paar Stunden zu entfliehen, wird erfüllt.

23. Juli 2022

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