Und dann ist es soweit. Wir fahren zum Schloss Bran. Berühmt durch die Figur des Dracula obwohl dessen Vorbild – Vlad III. Drăculea – vermutlich nie einen Fuß in dieses Schloss gesetzt hat.

Der erste Blick auf das Schloss erinnert mich an die Burg Kriebstein in der Heimat. Es thront auf einem Felsen und macht von außen einen wohnlichen Eindruck.

Mit der Legende des Dracula lässt sich heute viel Geld verdienen und wir sind gespannt, wie es hier ist. Auf dem Weg zum Schloss gibt es dann auch links und rechts unzählige kleine Marktstände, die vor allem Nippes anbieten. Zum Glück haben wir in unserem zu Hause auf Rädern kaum Platz für unnötige Staubfänger und so siegt die Vernunft über den Konsum.

Schloß Bran (deutsch Törzburg, ungarisch Törcsvári kastély) wurde zwischen 1377 und 1388 als Grenz- und Verteidigungsfestung errichtet. Eine entscheidende Rolle spielte sie bei der Verteidigung gegen die Osmanen Mitte des 15. Jahrhunderts. Nach dem Anschluss Siebenbürgens an Rumänien 1920 schenkten die Kronstädter das Schloss als Dank an Königin Marie für ihren Einsatz um die Einigkeit Rumäniens. Marie lies es in den nächsten Jahren zu einer königlichen Residenz umbauen. 1944, nach der Bombardierung eines Krankenhauses des Roten Kreuzes, errichtete ihre Tochter Prinzessin Ileana ein Krankenhaus im Schloss, dass sie bis 1948 auch selbst leitete.

Aufgang zum Eingang

Nach dem Krieg zwangen die Kommunisten Prinzessin Ileana und ihre Familie zur Flucht aus Rumänien und machten aus Bran ein Museum. Auch heute – wieder im Besitz der Familie Habsburg – ist es ein Museum mit Objekten und Möbeln aus dem Habsburger Familienbesitz.

Der wohnliche Eindruck setzt sich auch im Inneren fort.

Ich hab mir vorgestellt, dass uns im Schloss viel Kitsch und Klischee erwartet. Aber die Ausstellung konzentriert sich eher auf Leben und Wirken, besonders der königlichen Familie im Schloss.

königliche Gemächer
typisch mittelalterlicher Innenhof
wir sehen ein bisschen erschöpft aus.
Verzierte Kamine und bemalte Türen

Schloss Bran ist heute eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Rumäniens und sein Name ist untrennbar mit Dracula verbunden. Vermutlich lies sich sein „Erfinder“, der irische Schriftsteller Bram Stoker, beim schreiben von Fürst Vlad III. Drăculea inspirieren. Dieser erhielt durch die Art seiner grausamen Hinrichtungen den Beinamen Țepeș (deutsch: Pfähler). Damit war es nicht mehr weit zur blutrünstigen Geschichte um den wohl bekanntesten Vampir in der Literatur. Der Name Drăculea heißt im übrigen nichts anderes als Drachen.

Bram Stoker selbst war nie persönlich an den „exotischen“ Schauplätzen seines Romans. Er stellte jedoch umfangreiche Nachforschungen an, las in Bibliotheken und Reiseberichten und studierte ausführlich Landkarten. Seine Beschreibung von Draculas Schloss im Roman soll dem des Schlosses Bran am meisten ähneln.

Vlad III. Drăculea

Ganz zum Schluss der Tour kaufen wir noch einmal Eintrittskarten. Wir gönnen uns den Spaß, mit dem in den Brunnenschacht eingebauten Fahrstuhl ins Erdgeschoss zu fahren und schauen uns die Multivisionsshow an. Auf Videotafeln erzählen uns historische Figuten ihre Geschichte und stellen sich zum Schluss sogar für´s Gruppenfoto auf.

Gruppenfoto mit der Geschichte
Aussicht von Schloß Bran

Unser Fazit: Das Schloss ist wirklich schön und ein Besuch lohnt sich. Bei gut einer halben Million Besuchern im Jahr ist man dort natürlich nicht allein. Und die Legende von Dracula wabert in den Gängen immer mit.

22. Juni 2022