Diese Nacht war die bisher ruhigste von allen. Die Straße zum Museum ist kaum befahren und da es auch keine Lampen gibt, war es dunkel wie im Bärenpopo. Und dennoch fühlten wir uns richtig wohl. Als wir ankamen, rief zur Begrüßung sogar ein Käuzchen in der Dämmerung.
Heute stehen die Vie Cava auf dem Programm. Dabei handelt es sich um Hohlwege, die von den Etruskern in den Fels gehauen wurden. Als wir davon lesen, ziehen sie uns magisch an. Auch wenn uns noch nicht richtig klar ist, was genau uns erwartet.
Wozu diese Wege dienten, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden. Es ist zu vermuten, dass sie Abkürzungen zwischen einzelnen Orten waren. Aber sie könnten auch eine rituelle Bedeutung gehabt haben. Unbestritten ist, dass sie sehr imposant sind.
Die erste Vie Cava, durch die wir laufen – Cavone – ist rund 400 Meter lang und die Wände ragen bis zu 10 Meter über uns auf. Als wir gestern Abend noch einen kurzen Bummel dahin machten, kam uns ein Fiat Panda entgegen. Klar, wenn es eine Abkürzung ist und breit genug – warum nicht. Aber komisch war es schon.
Im Felsen sind immer wieder Höhleneingänge zu sehen. Zumindest scheint es von hier unten so.
Es gibt in diesem Tal noch weitere Hohlwege. Die beeindruckendste ist die Vie Cava San Sebastiano. 20 Meter tief sollen sich die Etrusker in den Stein gegraben haben. Das wollen wir sehen. Doch der Weg dahin dauert etwas, denn wir finden Höhlen und Grabstätten und schauen uns alles an.
Und dann stehen wir am Eingang der Vie Cava San Sebastiano.
Nach rund 100 Metern erreichen wir das heutige Ende, denn ein riesiger Brocken ist abgestürzt und versperrt den Weg. Eine Treppe führt hinauf auf den Fels, auf dem wir weitere Höhlen finden. Hier haben vor vielen Jahren Mönche gelebt, lesen wir auf den Tafeln. Die vielen eingeritzten Kreuze zeugen davon.
Zuletzt gelangen wir zur Sopraripa Nekropole.
Irgendwann müssen wir wieder zurück. Es war ein unglaubliches Erlebnis, diese Jahrtausende alten Wege zu durchstreifen und zu erkunden. Das ist die andere Seite der Toskana. Nicht sanfthügelig und weinbergig, sondern rauh und struppig mit viel Wald, durchzogen von hohen Felsen und tiefen Tälern. Uns gefällt sie so sehr gut.
22. November 2021