Die ersten Kilometer folgen wir unserem noch immer eigensinnigen Navi, was zu einer ungeplanten Rundtour führt. Unser Navi liebt Abkürzungen, vor allem über schmale Straßen und Feldwege. Wir schauen zwar vor jedem empfohlenen Abbiegen, ob das stimmen kann, aber leider sind wir wieder einmal darauf reingefallen. Aber bekanntlich erhöhen Umwege die Ortskenntnis und erschließen neue Perspektiven. Diesmal sehen wir die Brücke, welche die Peloponnes mit dem Festland verbindet, von der anderen Seite.
Mit 2.883 Metern überspannt die Brücke die Meerenge zwischen Rio auf der Peloponnes und Andirrio in Ätolien-Akarnanien. Inzwischen haben wir auch gelernt, dass beides zu Westgriechenland gehört.
Die Breite des Flussbetts des Evinos zeigt, welche Wassermassen hier zu Tal strömen können.
Unser nächster Stopp ist Tourlida, ein kleiner Ort direkt in den Messolonghi-Aitoliko-Lagunen, eine der größten Lagunen des Mittelmeerraumes. Wir haben gelesen, dass es dort ein Salzmuseum gibt und wollen es uns ansehen. Der Weg zu dem kleinen Ort führt über eine lange gerade Straße durch die Aitoliko-Lagune. Der Ort hat nur 15 Einwohner und seine Besonderheit sind die auf Pfählen errichteten Fischerhütten, Pelades genannt. Eine der wichtigsten Einnahmequellen des Ortes sind der Fischfang und die Salzgewinnung. Wir parken in dieser Nacht direkt vor den Toren des kleinen Museums und wundern uns noch darüber, dass direkt vor uns vor allem trockenes Land liegt. Warum das so ist, erfahren wir am nächsten Tag.
Den Abend verbringen wir im örtlichen Restaurant und schauen zu, wie die Fischerboote nach Hause kommen. Die Lagunen gehören zu den fischreichsten Gewässern Griechenlands. Wegen der geringen Wassertiefe können die Fischer ihre Boote sogar staken, was uns sehr an den Spreewald erinnert.
Am nächsten Morgen laufen wir zum Salzmuseum. Das Gebäude stammt aus den 1930er Jahren und wurde von den Arbeitern der Saline genutzt. Die Besonderheit dieses Museums ist, dass es gänzlich ohne öffentliche finanzielle Unterstützung geschaffen wurde. Die Gründer, Nikos Kordosi und seine Familie, gaben hier der Geschichte des Salzes allgemein und speziell in den Salinen hier vor Ort einen sehr unterhaltsamen und sehenswerten Raum. Die Salinen werden auch heute noch genutzt und tragen zu 80 Prozent der Salzgewinnung Griechenlands bei.
In diesem Gebäude befindet sich das Salzmuseum. Es beherbert auch eine große Sammlung an verschiedensten Salzstreuern aus den unterschiedlichsten Ländern.
Auf dem unteren Bild ist der Ort zu sehen, auf dem das Salzmuseum steht. Es liegt auf dem schmalen Streifen Land, links von den leicht rosa schimmernden Salzfeldern. Die sind bei unserem Besuch noch trocken. Unserer Recherche nach wird im Mai Salzwasser in die Felder gepumpt. Durch die Sonne trocknen die Felder aus und es bilden sich Salzkristalle, die eine dicke Salzschicht hinterlassen. Mit Hilfe spezieller Erntemaschienen, die ein wenig an Schaufelbagger-Planierraupe erinnern, wird diese Salzkruste dann abgetragen. Das Ergebnis ist natürliches Meersalz, welches für den Verzehr nur noch gewaschen wird. Es enthält keine weiteren chemischen Zusätze.
Noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts war die Salzgewinnung reine Handarbeit. Die Salinen liegen in einem Schutzgebiet der Ramsar-Konvention. Dies ist ein Übereinkommen zum Schutz für Feuchtgebiete mit internationaler Bedeutung. Und sie ist Lebensraum für rund 280 verschiedene Wasser- und Watvogelarten, wie dem Flamingo und dem Pelikan.
Das Salz aus Messolonghi ist von besonderer Reinheit.
In diese flachen Becken wird im Mai das Meerwasser gepumpt. Bis September verdunstet dann das Wasser. Es hinterlässt dabei eine Salzschicht, die abgetragen und als Hügel aufgeschüttet wird. Bei der weiteren Verarbeitung wird das Salz dann vollständig getrocknet und je nach Bedarf auf verschiedene Körnungen gesiebt und gemahlen.
In dem Wasser, dass sich am Rand dieses Salzberges gesammelt hatte, konnten wir ein paar Salzkristalle finden.
Unser Fazit ist: klare Empfehlung! Wir waren sehr überrascht, wie viel wissenswertes es über Salz gibt. Es ist eines unserer wichtigsten Lebensmittel und war früher sogar Zahlungsmittel. Und natürlich haben wir uns Salz aus Messolonghi mitgenommen.
23. – 24. März 2022