Die Nacht im „Käfig“ war sehr gut. Ruhig und tiefdunkel. Hin und wieder unterbrochen von Wolfsgeheul und Hundegebell. Ein sehr besonderes Erlebnis. Klare Empfehlung für das Camp. Hier gibt es sogar aus Holz gebaute Duschen. Die Wassermenge ist begrenzt aber absolut ausreichend.
Die Sonne scheint und wir cremen uns mit Sonnencreme ein. Das lockt ein paar Schmetterlinge an. Sie setzen sich auf Silkes Arme und Füße und verspeisen genüsslich die Creme. Und wir feiern unsere Entscheidung für pflanzliche und für die Umwelt unbedenkliche Pflegeprodukte. Vielleicht ist es der Gelbwurz- oder Kurkumaextrakt, der sie anzieht.
Und dann geht es hinab zum See. Der St. Ana See (rumänisch Lacul Sfânta Ana) ist der einzige Vulkansee in Rumänien. Nachdem der Vulkan erlosch, sammelte sich kontinuierlich Regenwasser im Krater, bis der dadurch entstandene See eine Tiefe von 12 Metern erreichte.
Auf dem Weg erreichen wir die kleine Kapelle St. Ana. Sie ist einem jungen Mädchen namens Ana gewidmet. Die Legende besagt, dass Anas Eltern sie mit einem wohlhabenden Mann verheiraten wollten, um an dessen Reichtum zu kommen. Ana jedoch wollte ihn nicht heiraten. Um diesem Schicksal zu entgehen, warf sie sich am Abend vor ihrer Hochzeit in den See. Ihr Körper wurde nie gefunden.
Seit 2017 ist das baden in dem St. Ana-See verboten, um die Wasserqualität zu erhalten. Der See hat weder Zu- noch Abfluss, sondern speist sich nur über Regen- und Tauwasser. Entsprechend niedrig ist der Mineralstoffgehalt, weshalb Flora und Fauna im See eher dürftig sind.
Wir laufen einmal um den See herum, wohl wissend, das auch die Bären der Gegend gern hier vorbeikommen. Aber gemeinsam mit den anderen Ausflüglern sind wir sicher viel zu laut, um plötzlich einem der braunen Riesen zu begegnen. Wir bummeln, denn die gesamte Strecke sind nur knapp zwei Kilometer. Als wir am Ausgangspunkt zurück sind, sitzt ein Mann auf einer Parkbank und hält seinen Kauz auf dem Arm. Silke traut sich an die scharfen Krallen und den Schnabel, ich beschränke mich auf´s fotografieren.
Auf unserem Weg zurück zum Camp hört Silke plötzlich Geraschel im Wald. Und nur wenige Meter von uns entfernt sieht sie dann auch die Bärenmutter mit ihrem Jungtier, die sich eiligst davonmachen. Wir haben sie nur sehr unscharf mit dem Handy erwischt.
Zurück im Camp packen wir zusammen und als wir losfahren wollen, sehen wir nur knapp 200 Meter entfernt noch eine Bärin mit drei Jungtieren. Davon gibt es aber nur Fotos in unserer Erinnerung. Nicht nur das ist ein Grund, noch einmal hierher zurückzukehren.
Diese Nacht verbringen wir auf einem abgeernteten Feld in der Nähe von Dănești. Und werden belohnt mit einem Regenbogen und später einen wunderschönen Sonnenuntergang.
29. Juni 2022