Wir fahren weiter nach Akrata und auf den dortigen Campingplatz. Er liegt nah an Diakopto, unserem nächsten Ziel. Von hier aus führt eine rund 22 Kilometer lange Zahnradbahn-Strecke hinauf nach Kalavryta. Dabei fährt sie durch die Schlucht, die der Fluss Vouraikos durch die Felsen gegraben hat. Das wollen wir unbedingt sehen. Am nächsten Morgen fahren wir die wenigen Kilometer bis zum Bahnhof in Diakopto. Unterwegs halten wir an einem MAN KAT 8×8, der uns sehr bekannt vorkommt. Er gehört Petra, die sich 2020 auf ihre Weltreise aufgemacht hat. Ihren Reiseblog findet ihr hier. Wir klopfen, aber es ist niemand zu Hause. Vermutlich ist sie auch gerade in Diakopto. Getroffen haben wir sie leider nicht.
Am Bahnhof kaufen wir unsere Tickets und warten gespannt, was uns erwartet. Zu dieser Jahreszeit fährt die Bahn dreimal am Tag bergauf und wieder bergab.
Die ersten Kilometer geht es durch das noch recht breite Tal, bevor es sich zunehmend verengt und wir am Schluss direkt neben dem Fluss fahren. Die Bilder können das leider nicht so einfangen, wie es in Wahrheit ist, aber wir haben uns sehr viel Mühe gegeben.
Schon die ersten Kilometer sind beeindruckend und wir schauen die ganze Zeit fasziniert aus dem Fenster und fotografieren.
Dann wird das Tal immer schmaler und der Fluss rauscht fast greifbar neben uns ins Tal.
Als sich das Tal wieder weitet, erreichen wir die Endstation – Kalavryta.
Kalavryta ist heute ein beliebter Skiort, was wir durch die um einiges kühleren Temperaturen sofort glauben. Doch es hat leider auch einen besonderen Ruf als Märtyrer-Dorf. Während der deutschen Besetzung Griechenlands nahmen Partisanen rund 80 deutsche Soldaten fest, um sie gegen ihre gefangenen Kameraden auszutauschen. Ob dieser Austausch auf deutscher Seite je in Erwägung gezogen wurde, ist nicht mehr rekonstruierbar. Zwei Monate später wurden die deutschen Soldaten tot aufgefunden. Daraufhin zerstörte die Wehrmacht nicht nur 25 Dörfer – darunter auch Kalavryta, sondern massakrierte auch ihre Einwohner. Sogar das Kloster Agia Lavra – ein griechisches Nationalheiligtum – wurde völlig zerstört.
Instinktiv führt unser erster Weg in Kalavryta bergauf – zur Gedenkstätte für die Opfer dieses Massakers.
Jungen und Männer im Alter von 15 bis 65 wurden erschossen. Die Frauen und Kinder überlebten wie durch ein Wunder.
Nach dem Besuch der Gedenkstätte bummeln wir noch etwas durch den Ort, setzen uns in ein Café und beobachten das Treiben um uns herum. Kalavryta ist heute ein typischer Ski-Ort. Und ohne Schnee haben diese Orte eines gemeinsam: sie sind in einer Art Dämmerschlaf.
Es ist möglich, die Voraikos-Schlucht auch zu durchwandern. Dabei kann man immer den Schienen der Zahnradbahn folgen. Wir haben uns diese Wanderung auf unsere to-do-Liste gepackt, denn wir stellen sie uns als etwas sehr besonderes vor.
Für die nächsten drei Tage haben wir uns ein Appartement in Patras gebucht, denn wir haben einen Team-Workshop. Auch deshalb können wir zu der Stadt nichts berichten außer die Brücke, die die Peloponnes mit dem Festland verbindet. Die überqueren wir aber erst ein paar Tage später.
08. – 13. März 2022