An diesem Morgen erwachen wir recht früh und nutzen die Zeit, den Blog und die Einträge weiterzuschreiben. Gegen 9 Uhr jedoch kommen die Fischer an und parken, wo zwischen den Campern noch Platz ist. Wir wollen nicht eingeparkt werden und fahren kurzerhand weiter.
Auf einem Supermarkt-Parkplatz frühstücken wir gemütlich, bevor wir weiter an unseren Texten arbeiten. Da Albanien nicht in der EU ist, müssen wir uns erst einmal um eine Datenkarte kümmern und sind so vermutlich für eine Weile offline.
Die Einreise ist eher unspektakulär. Aber wir sind echte Grenzkontrollen nicht mehr gewohnt und so auch ein bisschen aufgeregt. Der griechische Zöllner nimmt unsere Pässe und schlendert mit seinem Kaffee und unseren Dokumenten zu seinem Kollegen, kommt nach wenigen Minuten zurück und wir dürfen weiter. Dann fahren wir ein paar Meter und müssen promt über eine Waage. ‚Mist‘ denke ich, ‚jetzt fliegen wir auf‘. Bevor wir zu Hause losgefahren sind, war unsere größte Herausforderung, die 3,5 Tonnen nicht zu überschreiten. Aber auch der albanische Grenzer will nur die Pässe und die Zulassung für’s Auto sehen, bevor auch er uns ohne weiteres weiterwinkt.
Jetzt fahren wir raus aus der EU und rein in ein für uns absolut unbekanntes Land. Von Konispol geht es erst einmal Richtung Saranda. Die Landschaft der ersten Kilometer unterscheidet sich nicht sonderlich von den letzten Kilometern in Griechenland. Und dann treffen wir zwei junge Frauen aus Deutschland, die ein paar Tage Urlaub in Albanien machen und mit einem geliehenen Moped die Gegend erkunden. Wir tauschen uns über hiesige Gepflogenheiten aus und wie wir am besten an Internet kommen. Das sei alles kein Problem. Internet ist sehr günstig und auch so sei Albanien ein gemütliches Reiseland.
Wir erreichen Ksamil an der albanischen Riviera. Und erleben unsere erste Überraschung. Wir wissen so wenig über dieses Land, dass wir erstaunt sind, wie modern und neu alles ist. Überall hören wir Musik und es fällt uns auf, wie wenig Musik wir in Griechenland gehört haben. Hier jedoch laufen die internationalen Hits der 80er und 90er Jahre und wir sind sehr versucht, dem nachzugeben und zu tanzen. Ksamil ist einer der beliebtesten Urlaubsorte hier. Überall stehen neue Hotelanlagen und die Restorants warten auf Gäste. Da die Saisson noch nicht begonnen hat, wird auch noch viel geputzt und renoviert.
Die Stellplätze in und um Ksamil überzeugen uns leider nicht. Am besten klingt ein Platz im Nationalpark Butrint in der Nähe der dortigen Ausgrabungsstätte. Nach einem leckeren Pita-Brot – durch das wir auch unsere ersten LEK erhalten – fahren wir wieder das Stück zurück und finden vor dem „Hotel Livia“ unseren Platz für die nächsten beiden Nächte. Natürlich versuchen wir die hiesige Küche und auch das Internet können wir hier nutzen. Beides ist definitiv zu empfehlen.
Am nächsten Morgen besuchen wir die Ausgrabungsstätte von Butrint.
Mit Butrint haben wir gleich die bedeutendste Touristenattraktion des Landes erwischt. Gelegen auf einer Halbinsel zwischen Butrintsee und Ionischem Meer, haben sich hier viele Kulturen verewigt. Einst war es eine reiche und prachtvolle Stadt. Ihre Geschichte ist geprägt von Griechen, Römern, Byzantinern, Normannen, Slawen, Venezianern und Osmanen. Erst in den 1930er Jahren wurde mit der Ausgrabung der Stadt begonnen, seit 1992 ist sie UNESCO Weltkulturerbe. Die Gegend wurde zum Nationalpark erklärt und ist außerdem durch die Ramsar-Konventionen geschützt.
Das imposanteste Bauwerk ist aus unserer Sicht das Theater von Butrint.
Zwischen den Fundamenten und Steinmauern hat sich Wasser gesammelt-perfekte Bedingungen für Schildkröten und Frösche. Vor allem letztere veranstalten ein riesiges Theater – nicht nur im Theater. Sie haben wir nicht fotografieren können, denn sobald wir uns dem Wasser näherten, wurde es still und sie tauchten ab.
Der Vivar-Kanal verbindet den Butrint-See mit dem Ionischen Meer. Er ist natürlich durch Versandung entstanden und mündet an der Straße von Korfu ins Meer. Er fließt durch Salzwassersümpfe und Nasswiesen, in denen viele Vögel Unterschlupf finden. Eine einfache Fähre führt über den Kanal und verbindet Saranda und Ksamil mit den südlicher gelegenen Orten und dem Grenzübergang Konispol nach Griechenland. Sie setzt Autos und Menschen nach Bedarf über den schmalen Kanal und wir überlegen tatsächlich kurz, ob wir dieses Abenteuer mit Laika ausprobieren. Am Ende haben wir uns dagegen entschieden.
Am nächsten Morgen geht über uns ein Wolkenbruch nieder, der unseren Stellplatz ordentlich unter Wasser setzt. Gefühlt kommt sämtliches Wasser vom Hügel über uns die Straße herab und sammelt sich auf dem Parkplatz des Hotels, auf dem wir stehen. Der Abfluß ist lediglich ein kleiner Spalt zwischen den Bordsteinen genau neben uns, über den das Wasser langsam wieder abfließt.
Hier sehen wir auch zum ersten Mal etwas, was uns später überall begegnet. Viele Fahrzeuge, vor allem Transporter, LKWs oder Busse scheinen aus dem deutschsprachigen Raum zu kommen. Am Hotel Livia steht ein Linienbus, der für einen Ausflug nach Potsdam wirbt.
Und auch der Nahverkehr in München wird hier präsentiert. Hier in Albanien können sie ein zweites Leben führen.
08. – 09. April 2022