Meteora hat uns schwer beeindruckt. Allein schon die von der Natur erschaffenen, unwirklichen Felsformationen. Und diese dann noch „verfeinert“ mit menschlichen Meisterleistungen. Aber es waren auch viele Menschen um uns herum, so dass es uns jetzt in die Berge zieht. Ein bisschen Ruhe finden. Auf unserer App lacht uns ein Stellplatz an, der so beschrieben ist: „der schönste Übernachtungsplatz auf unserer Fahrt durch Nordgriechenland“. Das klingt genau nach dem, was wir suchen. Er liegt am Aoos-Spring-Lake oberhalb von Metsovo, rund 80 Kilometer von Meteora entfernt. Unsere Berechnung ergibt eine Fahrzeit von ca. zwei Stunden. Die wir dann – wie so oft – nach oben korrigieren müssen. Bis Metsovo sind die Straßen noch gut ausgebaut, danach beginnt offizielles Skigebiet und noch ein Stück weiter werden die Straßen zu Pisten. Aber wir wissen inzwischen, welche Straßen mit Laika befahrbar sind und aus unserer Sicht ist 4×4 nicht notwendig, also fahren wir einmal um den See herum. Hierhin hat sich der Winter zurückgezogen und gibt eher widerwillig die Weiden und Wälder wieder frei. Diesen Kampf gegen den Sommer wird er in absehbarer Zeit verlieren, aber für uns hat er noch jede Menge graue Wolken, Wind, Regen und einiges an Schnee und Schmelzwasser in petto.

Der See wurde künstlich angelegt und staut den Fluss Aoos für die Stromgewinnung. Er fügt sich jedoch so harmonisch in seine Umgebung ein, dass er wirkt wie ein richtiger Naturbursche. Er erinnert uns an österreichische oder schweizer Hochgebirge und wir fühlen uns hier sehr wohl.

Leider steht der Stellplatz noch unter Wasser. Der eisige Wind und angekündigter Schneefall ringen uns die Entscheidung ab, diese Nacht doch nicht hier zu verbringen. Wir sind zwar ziemlich traurig darüber aber allein auf rund 1.300 Metern mit ungewissen Wetterentwicklungen wollen wir lieber auf Nummer sicher gehen.

Dieser Flecken Erde steht jetzt auf unserer to-do-Liste, denn hier wollen wir auf jeden Fall noch einmal hin. Aber jetzt erst einmal wieder runter nach Ioannina.

Die braunen Blätter und das fehlende grün vermitteln uns das Gefühl, dass hier oben auch der Herbst noch festhängt.

Hatten wir vor, den Städten zu entkommen, kriegen wir in Ioannina eine gute Portion davon ab. Der Stellplatz direkt am See ist zwar von der Aussicht sehr schön, der angrenzende Nachtclub vertreibt uns aber auch hier wieder. Aber erst, nachdem der Regenbogen verschwunden ist.

Nicht immer ist die Stellplatzsuche einfach und unkompliziert. Park4Night hat es zwar erheblich vereinfacht, am Ende entscheidet aber immer der Bauch, ob sich der Platz für die Nacht gut anfühlt. Nicht weit von diesem Stellplatz entfernt, auf dem Hügel gegenüber wird ein weiterer Platz angezeigt, der sich für uns sehr gut anfühlt.

So gelangen wir nach Lingiades auf etwa 900 Metern. Hier haben wir Ruhe, einen offiziellen Wasseranschluss und sogar Grauwasserentsorgung. Und das Treiben da unten lassen wir einfach an uns vorüberziehen.

Ioannina am Pamvotida-See

Lingiades – und das wussten wir vorher nicht – ist eines der 118 Märtyrerdörfer Griechenlands. Ähnlich wie in Kalavryta wurden hier am 3. Oktober 1943 bei einer Vergeltungsaktion der deutschen Wehrmacht 82 Bewohner ermordet und nahezu das ganze Dorf dem Erdboden gleich gemacht. Grund dafür war die vorherige Ermordung eines deutschen Oberstleutnants.

Am nächsten Morgen fahren wir wieder hinab Richtung Ioannina, biegen jedoch kurz vorher nach rechts ab. Wir haben von der Tropfsteinhöhle von Perama gelesen und wollen sie uns anschauen. Den Eingang hätten wir fast übersehen, denn er befindet sich zwischen zwei Wohnhäusern.

Die Tropfsteinhöhle ist 1,5 Millionen Jahre alt und liegt im Inneren des Gorica-Hügels über Perama. Sie wurde erst 1956 durch zwei Höhlenforschende erkundet und kartografiert. Bekannt war sie aber schon zuvor, denn sie diente den Bewohnern des Dorfes im zweiten Weltkrieg als Zuflucht vor den Bombardierungen.

Insgesamt hat die Höhle eine Fläche von rund 14.800 Quadratmetern. Für Besucher sind rund 1.100 Meter zugänglich. Sie wird auch Bärenhöhle genannt, da man in ihr die Knochen und Zähne eines prähistorischen Bären gefunden hat.

Beim Rundgang gehen wir auch diese Treppenstufen nach oben. Es waren einmal Stalagmiten, die für den Weg abgefräst wurden. Das gibt uns einen einmaligen Blick in das Innere.

Wir sind wieder einmal beeindruckt von den Skulpturen, die Wasser und Mineralien im Laufe der Jahrtausende erschaffen haben. Und noch immer erschaffen. Anschließend fahren wir wieder hinauf nach Lingiades. Uns hat es dort gut gefallen und wir wollen heute nicht mehr viele Kilometer fahren. Und als wir am nächsten Tag aufwachen, ist wieder einmal die Welt unter uns verschwunden.

Es sieht aus wie ein riesiger See unter uns. Nur die Geräusche der lebendigen Stadt verraten, dass sich unter dieser Wolkendecke die Welt weiterdreht.

Und so nach und nach geben die Wolken sie dann wieder frei.

01. – 03. April 2022