Nach dieser Nacht geht es meinem Kopf wieder gut. Ich spüre zwar noch den Druck, wo die Klappe meinen Schädel getroffen hat, aber ich habe keine sonstigen Symptome – Glück gehabt. Das hätte auch anders ausgehen können. Für diese Reise haben wir eine extra Krankenversicherung für das europäische Ausland abgeschlossen, denn herkömmliche Krankenversicherungen decken maximal sechs Wochen Auslandsaufenthalt ab. Noch ist es nicht im deutschen Ämterwesen angekommen, dass ein Jahr Auszeit nicht gleich auswandern bedeutet. Aber die vielen Reisenden, denen wir begegnet sind, machen uns Hoffnung, dass sich dieses Denken mehr und mehr verflüchtigen wird.

Bulgarien Drivers Beach

Wir bleiben einen weiteren Tag am Drivers Beach – es ist einfach zu schön hier. Und wir bekommen noch einmal Besuch von den kleinen Schweinswalen. Fast können wir die Uhr nach ihnen stellen. Vormittags und kurz vor dem Sonnenuntergang kommen sie nah ans Ufer, so dass wir wieder und wieder ihre Rückenflossen sehen. Und uns wird klar, dass dies nur der Bruchteil dessen ist, was sich hier im Wasser tummelt.

Das schwarze Meer

Sechs Länder teilen sich die Küste des schwarzen Meeres. Neben Bulgarien sind das Rumänien, Georgien, die Türkei, Russland und die Ukraine. 1984 war ich das bisher einzige Mal am Schwarzen Meer – in Sotschi – fast gegenüber in der damaligen Sowjetunion. Nicht einmal 1.000 Kilometer nördlich von uns entfernt liegt Odessa. Mitten in der Ukraine und immer wieder unter Granaten-Beschuss. Wir sind uns dieser zunehmenden Nähe sehr bewusst. Manchmal schleichen sich sogar Bilder in meinen Traum, die ich noch heute vor meinem inneren Auge sehe.

Schwarzes Meer Karte

Quelle: Wikipedia

Bummel durch Sosopol

Aber wir haben uns entschieden, diese Reise fortzusetzen und fahren am nächsten Tag nach Sosospol. Hier werden wir von einem Knaller in Bronze begrüßt – einem liebevoll gepflegten Trabant 601 – der „Volks“-Wagen in der DDR. Ein Trabbi war auch mein erstes Auto nach der Führerscheinprüfung 1990.

Bulgarien Sosopol

Mehr als 2,8 Millionen dieser durch ihre Bauart auch „Pappe“ genannten Autos wurden zwischen 1964 und 1990 gebaut. Nach der Wende wurden viele von ihnen schnell gegen andere, westliche Autos getauscht und keiner wollte sie mehr haben. Inzwischen haben sie Kultstatus erlangt und ihr Preis liegt heute entsprechend hoch. Einen davon hier zu sehen, haben wir aber nicht erwartet und wir können nichts tun gegen unseren Quiek-Impuls bei seinem Anblick: „Or gugge mal, ä Drabbi!!“ (das ist sächsisch).

Bulgarien Sosopol

Sosopol ist – genau wie Nessebar – eine der ältesten Städte Bulgariens und bekannt für seine Schwarzmeer-Häuser. Hier gefällt es uns sogar noch ein bisschen besser.

Bulgarien Sosopol
Bulgarien Sosopol

Auch hier ist es noch ruhig – die Saison hat noch nicht begonnen – und wir schlendern wieder durch schmale Gassen und stöbern in Geschäften mit typisch bulgarischer Keramik. Einer dieser kunstvoll im „Pfauenauge-Dekor“ bemalten Tassen wollte Silke dann auch nicht widerstehen. Sie gibt seitdem ihrem morgendlichen Kaffee diese ganz besondere Note.

Bulgarien Sosopol
Bulgarien Sosopol
Bulgarien Sosopol

Uns gefallen diese Schwarzmeerhäuser und wir stellen uns vor, in einem davon für eine Weile zu leben. Und beim Anblick dieses „For Sale“-Schildes, lassen wir unserer Fantasie freien Lauf.

Bulgarien Sosopol

Warum dieser an Don Quijote und Sancho Panza erinnernde Esel mitten in Sosopol steht, haben wir nicht herausgefunden. Aber er weckte das Kind in uns und wir fühlten uns für ein paar Momente wie der „Ritter in trauriger Gestalt“, auf einem Siegeszug.

Bulgarien Sosopol

Eingekehrt sind wir im Doctor´s House, einem kleinem Hotel mit Restaurant. Neben dem essen genießen wir auch die Aussicht direkt auf´s Meer. Und die kleinen Boote und großen Schiffe, die Richtung Hafen fahren.

Bulgarien Sosopol

Diese Nacht verbringen wir gegenüber von Nessebar auf dem Parkplatz einer kleinen Strandbar.

Bulgarien Sosopol

Und erleben den Sonnenstrand hautnah. Bis halb drei Uhr früh dröhnt die Musik über´s Meer zu uns herüber. Und dabei ist noch nicht einmal Hauptsaison.

Bulgarien Sosopol

Unsere letzte Station in Bulgarien ist der Campingplatz „Laguna“, nur noch rund 90 Kilometer von der rumänischen Grenze entfernt. Die Beschreibung des Campingplatzes hat uns sehr gefallen, doch leider waren die sanitären Anlagen schon etwas in die Jahre gekommen. Aber da sich stets alles ausgleicht, trafen wir hier zwei ganz wunderbare Menschen aus der Heimat.

01. – 03. Juni 2022