An diesem Tag wollen wir noch ein bisschen durch die Bukarester Altstadt laufen. Wir haben kein konkretes Ziel, wollen uns einfach treiben lassen.

Mit der U-Bahn fahren wir wieder Richtung Parlamentspalast und laufen dann den Bulevardul Uniri entlang zu den Fontänen der Stadt – 44 Springbrunnen verschiedener Größe, die seit ihrer Sanierung 2018 alle mit der neuesten Technik ausgestattet und aufeinander abgestimmt sind.

In den Sommermonaten gibt es hier an den Wochenenden eine Wasser-, Musik- und Licht-Show. So lange wollen wir aber nicht bleiben. Dieses Video gibt einen schönen Eindruck von den Springbrunnen und der Show.

Die alte Hofkirche Curtea Veche ist das älteste erhaltene Bauwerk Bukarests.

Der Legende nach soll Bukarest von einem Hirten namens Bucur gegründet worden sein. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1459, bezeugt durch die Unterschrift von Vlad III. Drăculea. București bedeutet im etymologischen Sinn: „Du bist froh“. Mit mehr als 1,7 Millionen Einwohnern ist sie die achtgrößte Stadt in der EU.

Im Laufe der Zeit hat sie viele Veränderungen durchlebt, nicht zuletzt durch den radikalen Umbau in den 1970er Jahren. Ihm fielen bis zu 25 Prozent der Altstadt zum Opfer. In den monumentalen Betonbauten, die an ihrer statt erbaut wurden, konnten nur wenige Geschäfte Fuß fassen.

Wir biegen ab in das Lipscani-Viertel – den alten, historischen Teil der Altstadt. Das Viertel ist benannt nach Leipzig (rumänisch Lipsca), da viele Händler, die hier ihre Waren verkauften, aus Leipzig kamen.

Eine Weile verbringen wir bei einem Aperol Spritz vor der Bar Nobis und beobachten das Treiben um uns herum.

Das Viertel ist sehr beliebt bei Nachtschwärmern, denn es gibt ein großes Angebot an unterschiedlichen Cafés, Bars und Restaurants.

Einige Häuser wirken wie seit Jahren verlassen. Von ihnen blättert Putz und Stein ab. Ein bisschen wie die DDR-Städte ein paar Jahre nach der Wende. Bukarest ist voller Autos, laut und gerade jetzt im Sommer ziemlich warm.

Einen gewissen Charme kann ich ihr für den Teil, den wir gesehen haben aber nicht absprechen. Hier wirkt sie unentschlossen. Charakterlose Wohnblöcke neben historischen Häusern aus den unterschiedlichsten Epochen. Gebäude im Zuckerbäckerstil aus der sozialistischen Ära, getrennt und verbunden durch breite Straßen und Alleen. Und wir finden in ihr andere europäische Städte wieder: ein bisschen Wien, ein bisschen Rom, ein bisschen Berlin.

Rund 200 Kirchen gibt es in Bukarest. Einige davon wurden für den Bau des Palast des Volkes sogar auf Schienen um bis zu 200 Meter versetzt. Ein paar Bilder dazu gibt es hier.

Den Namen dieser Kirche kennen wir nicht. Sie lag auf unserem Weg von und zur U-Bahn und war umgeben von mehrgeschossigen Häusern.

Am nächsten Tag verlassen wir Bukarest. Das bisschen Stadt hat uns wieder einmal gereicht.

17. Juni 2022