Nach mehr als sieben Wochen verlassen wir Rumänien in Richtung Serbien. Wir wissen so gut wie nichts über das Land und sind gespannt, was uns erwartet. Serbien liegt inmitten des Balkan und ist der größte Teilstaat des ehemaligen Jugoslawien. Aus den Nachrichten und den Erzählungen Sahids in Junik wissen wir grob um die schwelende Situation mit dem Kosovo. Auch die durch den Zusammenbruch Jugoslawiens entstandenen Kriege wabern in unserem Hinterkopf. Dennoch versuchen wir, dem Land und vor allem den Menschen unvoreingenommen zu begegnen.

Um nach Serbien zu gelangen müssen wir über die Staumauer des Kraftwerks Eisernes Tor 1. Das bedeutet, dass wir vom Campingplatz Mala erst einmal der DN 57 folgend rund 35 Kilometer in die „falsche Richtung“ fahren. Es ist schon etwas außergewöhnlich, über den Damm eines Wasserkraftwerks zu fahren, um in ein anderes Land zu gelangen. Das Kontrollhäuschen am anderen Ufer ist unscheinbar und wir werden einfach durchgewunken. Und sind damit wieder einmal aus der EU herausgefahren.

Auf der anderen Donauseite fahren wir die selbe Strecke wieder zurück. Und erhalten nach rund 20 Kilometern noch einen letzten Blick auf das Kloster und die Statue des Decebalus auf der rumänischen Seite.

Grenzübergang zu Serbien

Donau Eisernes Tor

Blick auf das Eiserne Tor

Wasser tanken und Gegenverkehr

Wir folgen der Donau weiter flussaufwärts. Mehr als 80 Kilometer auf einer zweispurigen Landstraße, die nur hin und wieder einen kleinen Parkplatz oder Aussichtspunkt bietet. Wir wollen noch unseren Wasservorrat auftanken und halten Ausschau nach einer Quelle. Als wir am rechten Straßenrand einen LKW parken sehen, dessen Fahrer gerade mit einer vollen Flasche die Straße überquert, halten auch wir an. Und unser Gefühl hat uns nicht getrogen – hier ist eine Quelle. Wir schnappen unseren Kanister und stellen ihn unter den Wasserhahn. Das wird jetzt eine Weile dauern.  

Parken zum Wasser tanken

Es tröpfelt dahin

Nach gut einer dreiviertel Stunde und einer halben Melone geht es weiter. Die Straße schlängelt sich immer weiter entlang des Ufers aus zum Teil steil aufragenden schroffen Felsen. Wie in so vielen Ländern bisher wurde auch diese Straße an manchen Stellen direkt in den Fels gehauen. Nicht immer ist sie hoch genug für größere Fahrzeuge. Und so kommt es, wie es kommen muss – an einer sehr uneinsichtigen Kurve kommt uns dann auch ein LKW auf unserer Fahrspur entgegen. Mit Lichthupe warnt er uns und wir müssen ordentlich abbremsen.

Kurz hinter dieser Kurve steht plötzlich die Burg Golubac vor uns. Unbeeindruckt thront sie seit dem 14. Jahrhundert an dieser Stelle auf einem Felsen direkt an der Donau. Strategisch gut platziert am Eisernen Tor wurden hier Steuern eingetrieben und das dahinterliegende Land vor Überfällen geschützt. Einige Teile liegen heute direkt in der Donau, da sich der Wasserspiegel durch die Aufstauung um einige Meter erhöht hat. Es ist möglich die Burg zu besichtigen, aber als wir ankommen ist es bereits 17:30 Uhr und ihre Tore schließen sich bald. 

entlang der Donau

Gegenverkehr

Festung Golubac

Pause an der Donau

Wir haben keine Muse mehr weiterzufahren und finden auf unserer App einen Platz direkt am Ufer der Donau. Das klingt verlockend und wir steuern ihn an. Die Anfahrt ist dann auch etwas abenteuerlich. Wir biegen rechts ab und folgen der Straße bis an den Deich direkt am Ufer der Donau. Dann führt ein schmaler Weg an drei kleinen Hütten vorbei, die entfernt an Gartenlauben erinnern. Danach endet das zivile Leben und nach weiteren 100 Metern auch der Weg. Zum Glück ist die Stelle breit genug zum wenden und so richten wir uns an diesem sehr besonderen Platz häuslich ein. Dabei beachten wir natürlich die ungeschriebenen Camper-Gesetze: bist du nicht auf einem Campingplatz, bleiben Stühle und Markise drin. 

Zwei Tage stehen wir hier direkt am Fluss und beobachten das Leben. Alles ist gemütlich: der Fluss strömt unbeeindruckt Richtung Schwarzes Meer, in kleinen Booten werfen die Fischer ihre Angeln aus und Kreuzfahrtschiffe fahren an uns vorbei. Tiefes brummen kündigt Schleppkähne an, lange bevor sie uns erreichen und sogar die Grenzpolizei fährt entspannt zwischen den beiden Ländergrenzen hin und her. Ein ruhiger Ort. Es passiert nichts und doch so viel. Nur in der ersten Nacht weht Partymusik aus Rumänien über den Fluss. Es fühlt sich an, wie ein Sonntag im Sommer auf dem Land.

Einmal bekommen wir kurzen Besuch einer kleinen Hündin. So hoffnungsvoll wie sie uns anschaut, stehen hier vermutlich immer mal wieder Wohnmobile, aus denen es Leckerlies gibt. Doch so schnell wie sie da ist, ist sie auch wieder verschwunden. 

Ein Grund, warum wir diesen Ort gewählt haben, ist das rumänische Mobilfunknetz. Denn während wir in Rumänien unseren eigenen, in Europa gültigen Internettarif nutzen können, benötigen wir für Serbien wieder eine Prepaid-Karte. Leider ist hier die Rechnung nicht ganz aufgegangen. Vermutlich haben wir bei der Wahl des Netzes das falsche ausgesucht und so überrascht uns dann wenige Tage später unser Netzbetreiber mit einer saftigen Rechnung. 

27. – 30. Juli 2022