Albanien – ein Land, das für viele Reisende lange ein weißer Fleck auf der Landkarte war, überrascht mit seiner wilden Natur, seiner Gastfreundschaft und einem spannenden Mix aus Geschichte und Moderne. Besonders für Wohnmobilreisende ist Albanien ein Geheimtipp: denn frei stehen ist vielerorts möglich. Das Reisen ist nicht so günstig wie gedacht, dafür wartet das Abenteuer buchstäblich hinter jeder Kurve.
Der Zustand der Straßen reicht von gut ausgebaut bis „abenteuerlich“, das mobile Internet ist hervorragend und günstig und die landschaftliche Vielfalt – von Hochgebirgen über wilde Flusstäler bis zur türkisblauen Riviera – macht jeden Tag spannend.
In diesem Beitrag nehme ich dich mit zu 12 besonderen Orten, die wir während unseres Albanien-Roadtrips entdeckt haben.
Ein paar Fakten
- Einwohner: 2,8 Millionen
- Fläche: 28.748 Quadratkilometer
- Hauptstadt: Tirana
- Amtssprache: albanisch – in Touristenzentren sprechen die Menschen oft auch englisch, teils auch deutsch oder italienisch
- Religionen: rund 58 % Muslime, 17 % orthodoxe Christen, 10 % katholisch. Albanien ist ein säkularer Staat, Religion spielt im Leben vieler Albaner eine eher untergeordnete Rolle
- Währung: Albanischer LEK. In touristischen Regionen wird auch der Euro z.B. auf Campingplätzen, Tankstellen oder größeren Supermärkten akzeptiert. Auf dem Land ist der Euro jedoch kaum verbreitet.
- Kartenzahlung ist in größeren Städten und Supermärkten oft möglich. Es ist jedoch zu empfehlen, stets ausreichend LEK dabei zu haben
- Nachbarländer: Montenegro, Kosovo, Nordmazedonien, Griechenland, die Küste grenzt an die Adria und das Ionische Meer.
- Einreise: aus Deutschland ist die Einreise mit Reisepass oder Personalausweis bis zu einer Aufenthaltsdauer von 90 Tagen möglich.
- Für die Einreise mit dem Kfz wird die Internationale Versicherungskarte („grüne Versicherungskarte“) benötigt. Darin muss Albanien (Abkürzung AL) eingetragen sein. Ohne diese Versicherungskarte ist bei Grenzübertritt eine lokale Kfz-Versicherung zu erwerben.
- Straßenzustand: Die Qualität der Straßen ist sehr unterschiedlich. Große Hauptstraßen sind gut ausgebaut, Nebenstraßen und Straßen in abgelegenen Regionen können in einem sehr schlechten Zustand sein. Bodenfreiheit ist hier von Vorteil. Vielerorts wird an der Infrastruktur gebaut, um neue Verbindungen im Landesinneren zu schaffen.
- Maut: keine Maut für PKW oder Wohnmobile
- Eine Besonderheit des Landes sind über 170.000 kleine und größere Bunker, die über das ganze Land verteilt sind – viele davon stehen ungenutzt in der Landschaft, einige davon dienen heute teils als Kunstobjekte, Fotospots oder auch mal als Lager.
Ksamil und Butrint – Antike trifft Riviera-Flair
Unsere Reise beginnt ganz im Süden Albaniens, in die Nähe von Saranda. Der Grenzübertritt von Griechenland ist unkompliziert, aber doch ein kleines Abenteuer. Wir fahren raus aus der EU in ein Land, das für uns völliges Neuland ist. Die Grenzer sind sehr entspannt und nehmen sich Zeit. Und dann bringt uns die SH97 rein in das Land.
In Ksamil erleben wir den ersten Wow-Moment. Der kleine Ort an der albanischen Riviera überrascht mit modernen Hotels, guter Musik und einem Hauch von mediterranem Urlaubsflair – obwohl die Saison noch gar nicht begonnen hat. Der Badeort ganz im Süden Albaniens liegt an der engsten Stelle der Straße von Korfu und so nur vier Kilometer von Griechenland entfernt.
Nur wenige Kilometer davon entfernt liegt der Nationalpark Butrint in dem die gleichnamige, bedeutendste Ausgrabungsstätte des Landes liegt. Die antike Stadt war einst ein bedeutendes Zentrum für Griechen, Römer, Byzantiner und Venezianer. Besonders das gut erhaltene Theater und die Lage zwischen See und Meer machen den Besuch unvergesslich. Wer sich für antike Stätten interessiert, sollte sich dieses UNESCO-Welterbe nicht entgehen lassen.
Wohnmobil-Tipp: Wir haben auf dem Parkplatz direkt beim „Hotel Livia“ unweit des Eingangs zur Ausgrabung übernachtet. Wir empfehlen, im Hotel zu fragen, ob das stehen dort erlaubt ist – außerhalb der Saison sollte das kein Problem sein. Hier kannst du das freie Hotel-Internet nutzen, das Restaurant ist sehr gut und zu den Ruinen sind es nur kurze Wege.


Syri i Kaltër – das blaue Auge Albaniens
Von Saranda aus geht es ins Landesinnere. Die Straßen werden schmaler, die Natur wilder. Unser Ziel: das berühmte Blue Eye („Syri i Kaltër“), eine tiefblaue Karstquelle, deren Tiefe bis heute nicht ganz erforscht ist.
Das Wasser sprudelt unter hohem Druck aus dem Erdinneren und bekommt durch das Sonnenlicht eine faszinierende Farbe – es wirkt fast surreal. Baden ist erlaubt, aber nichts für Frostbeulen: rund 13 Grad misst das Wasser. Die Mutigen unter uns springen trotzdem rein – andere begnügen sich mit dem Staunen und Fotografieren.
Die Umgebung ist im Wandel. Neue Wege und ein kleines Restaurant zeigen: das Blue Eye wird touristisch erschlossen. Hoffentlich bleibt der besondere Zauber dabei erhalten.
Wohnmobil-Tipp: Die Zufahrtsstraße war bei unserem Besuch in Renovierung – je nach Jahreszeit und Wetterlage solltest du dein Fahrzeug nicht zu groß wählen oder zur Not ein Stück zu Fuß gehen.


Gjirokastra – Stadt der tausend Stufen
Wenige Kilometer weiter wartet schon das nächste Highlight: Gjirokastra, die „Stadt aus Stein“ und UNESCO-Weltkulturerbe. Sie liegt malerisch am Hang des Mali i Gjerë-Gebirges und beeindruckt mit ihren steilen Gassen, traditionellen Steinhäusern und einer mächtigen Burg.
Hier mischt sich Historie mit albanischer Gegenwart: Während wir die Festung erklimmen, hören wir plötzlich Tuba-Klänge mit bekannten Popsongs aus dem Burghof – ein surreal schöner Moment.
Gjirokastra ist nicht nur kulturell spannend, sondern auch ein Ort, der uns emotional berührt. Vieles erinnert an den Wandel der Nachwendezeit in Ostdeutschland: Aufbruch, Veränderung, das Nebeneinander von Alt und Neu. Eine Stadt, die Geschichte atmet – aber nicht stehen bleibt.
Nur wenige Kilometer nördlich von Gjirokastra liegt der wunderschöne Viroi-See. Kristallklares Wasser, üppige Vegetation und eine Karstquelle, die vor allem im Frühjahr beeindruckende Wassermassen freigibt – ein perfekter Ort für ein Picknick oder eine kleine Wanderung.
Wohnmobil-Tipp: Es gibt einen kleinen Campingplatz außerhalb der Stadt direkt an der Straße – nachts wird es ruhiger. Alternativ kannst du tagsüber in die Stadt fahren, parken und am späten Nachmittag zu ruhigeren Plätzen weiterziehen.


Heiße Quellen mit Bergblick und Flussromantik
Nach einer kurvenreichen Fahrt entlang der Flüsse Vjosa und Lengarica erreichen wir einen Ort, der sich anfühlt wie ein kleines Naturparadies: die Thermalquellen von Benjë, nur wenige Kilometer von der Kleinstadt Përmet entfernt. Umgeben von zerklüfteten Felsen, sattgrünen Hängen und dem türkis schimmernden Fluss sind sie ein geothermisches Juwel, das schon die Römer zu genießen wussten.
Hier kannst du in bis zu 30 °C warmem, mineralhaltigem Wasser baden – mit Blick auf die Berge und die historische Steinbogenbrücke Ura e Kadiut aus dem 18. Jahrhundert. Das Wasser ist mineralhaltig und soll eine heilende Wirkung auf Haut, Gelenke und Muskeln haben.
Wenn du Lust auf ein bisschen mehr Bewegung hast, kannst du entlang des Flusses tiefer in die Lengarica-Schlucht laufen. Hier findest du auch weitere Quellen und Pools. Je tiefer du in die Schlucht kommst, desto enger und beeindruckender wird sie. Bei niedrigem Wasserstand kannst du aus dem Spaziergang eine Canyoning-Tour machen. Informiere dich dafür am besten vorher über die aktuelle Wassermenge. Sie schwankt sehr stark im Verlauf des Jahres. Wir empfehlen Schuhwerk, dass auch mal nass werden kann. Es lohnt sich aber auch ein Aufstieg auf die umgebenden Berge.
Direkt an den Quellen gibt es einen großen Parkplatz, der auch für größere Fahrzeuge geeignet ist. In der Nebensaison lässt sich hier wunderbar freistehen, bei unserem Besuch war es sogar kostenlos. In der Hauptsaison kann es allerdings voller werden – dann lohnt es sich, früh anzukommen.
Wohnmobil-Tipp: Plane genug Zeit ein – dieser Ort lädt zum Bleiben ein. Wer autark steht, kann hier auch übernachten. Sei möglichst früh morgens oder gegen Sonnenuntergang an den Quellen. Dann sind sie weniger besucht und es findet sich noch ein Stellplatz.


Porto Palermo – die Festung am Meer
Folgt man der Küstenstraße entlang der albanischen Adria nach Norden, liegt südlich von Himara Porto Palermo an der gleichnamigen, von zwei Halbinseln gebildeten Bucht. Auf der kleineren liegt die Festung Porto Palermo. Der schmale Damm, der zu Festung führt, ist als Badestrand und sogar Camper-Stellplatz ausgewiesen. Der Ort war einst militärische Basis und ist heute ein perfekter Spot für eine ruhige Nacht am Meer.
Porto Palermo wurde vermutlich Anfang des 19. Jahrhunderts im Auftrag von Ali Pascha Tepelena errichtet. Er soll die Unabhängigkeit vom osmanischen Reich angestrebt haben und gilt noch heute als wichtige Persönlichkeit der albanischen Geschichte. Ihm begegnen wir immer wieder auf unserer Reise, denn er wird noch immer glühend verehrt und bewundert. Das Innere der Festung ist weitgehend leer aber die dicken Mauern geben einen guten Eindruck vom Leben der Soldaten in früherer Zeit. Auch während der kommunistischen Regierung diente sie als Basis des albanischen Militärs. Auf dem Dach haben wir einen schönen Blick auf die Bucht und das Ionische Meer.
Nicht weit entfernt liegt ein gewaltiger ehemaliger U-Boot-Bunker – heute militärisches Sperrgebiet. Entlang der Küstenstraße ist er vom Auto aus gut zu sehen. Wie die vielen Bunker im Land ist auch er ein Relikt der Regierungszeit Enver Hoxhas. Das zeigt, wie sehr das Land einst auf Abschottung und Verteidigung bedacht war.
Wohnmobil-Tipp: Wer autark stehen kann, findet auf dem schmalen Damm zur Festung einen ruhigen Stellplatz für die Nacht. Und direkt an der Straße gegenüber liegt ein kleines Restaurant mit einem leckerem Angebot an Speisen.



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Llogara-Pass – spektakuläres Panorama
Was die Transalpina in Rumänien ist, ist der Llogara-Pass in Albanien. Er gehört zu den landschaftlichen Höhepunkten unseres Roadtrips durch das Land. Von Meereshöhe führt die Nationalstraße SH8 in engen Serpentinen hinauf auf über 1.000 Meter. Je höher wir kommen, desto weiter erstreckt sich die albanische Küste unter uns. Überall sehen wir Baustellen – neue Anlagen für künftige Touristen aus aller Welt. Von hier oben sehen sie alle gleich aus. Langweilige Betonklötze mit Strandzugang. Das ist etwas schade: wie an so vielen Orten auf der Welt geht hier die Individualität des Landes verloren. Andererseits verstehen wir den Wunsch der Menschen nach etwas mehr Wohlstand. Vor allem nach den vielen Jahren der Armut und Unterdrückung durch das kommunistische Regime.
Immer weiter schraubt sich die Straße in die Höhe, durch kleine Bergdörfer an den Hängen des Cika-Gebirges. Der höchste Punkt liegt auf 1.027 Höhenmeter. Danach geht es über mehrere Kilometer nur noch bergab. Diese Seite ist dicht bewachsen mit schattigem Wald, dazwischen kleine Hotels und Restaurants – und jede Menge frische Bergluft. Ideal für eine Wanderung oder eine längere Pause.
Wohnmobil-Tipp: Die Straße ist gut ausgebaut, aber vor allem in den Ortschaften eng und kurvig – besser am Vormittag fahren, wenn wenig Verkehr ist. Der Blick vom Pass ist atemberaubend!


Vlora und die Lagune von Narta – Aufbruch mit Widersprüchen
Vlora ist eine wachsende Stadt am Meer und die fünftgrößte Stadt Albaniens. Hochhäuser, Strandpromenade, Cafés. Es fühlt sich an wie eine Stadt im Umbruch. Hier kommt der Tourismus schon an. Überall stehen Hochhäuser und neue Hotelgebäude. Am breiten Strand laden Bars und Restaurants zum einkehren und genießen ein.
Ein paar Kilometer nördlich von Vlora liegt die Lagune von Narta. Auf einer kleinen Insel inmitten der Lagune liegt das verlassene Kloster der Maria Himmelfahrt, das nur über einen Holzsteg zu erreichen ist. Aber auch die Lagune selbst ist sehr sehenswert und ein Vogelschutzgebiet. 62 Vogelarten, wie Flamingos, Pelikane und Reiher wurden hier registriert. Leider ist dieses kleine Paradies bedroht. Denn oberhalb der Lagune soll 2025 der Flughafen von Vlora eröffnet werden. Gegen dieses Projekt haben viele Naturschutzorganisationen geklagt und es hat sogar negative Auswirkungen auf den Beitrittswunsch Albaniens zur EU.
Wohnmobil-Tipp: Uns haben die Stellplätze auf Park4Night in Vlora nicht wirklich überzeugt. Da wir außerhalb der Saison unterwegs waren, konnten wir auf dem Parkplatz einer der Strandbars übernachten. Mit Cocktail und Blick auf´s Meer.


Nationalpark Divjaka-Karavastra
Knapp 100 Kilometer nördlich von Vlora, direkt an der Adria, liegt der Nationalpark Divjaka-Karavasta – ein faszinierendes Naturgebiet, das zu den bedeutendsten Feuchtgebieten Europas zählt. Die Karavasta-Lagune ist die größte Albaniens und eine der größten des gesamten Mittelmeerraums. Sie ist ein bedeutender Rast- und Brutplatz für Zugvögel. Hier lebt auch etwa fünf Prozent der weltweiten Population des seltenen Dalmatinischen Pelikans. Einer von ihnen ist Johnny. Er wurde nach einer Verletzung aufgepäppelt und ist heute das charmantes Maskottchen des Parks.
Vom Hotel „Divjaka Resort“ führt ein schmaler Holzsteg in Richtung Meer. Entlang des Stegs stehen Fischer und versuchen ihr Glück beim angeln. Weiter draußen auf dem Wasser sehen wir eine traditionelle Senknetz-Vorrichtung. Diese Form der Fischerei finden wir vor allem in Lagunen. Das Netz wird ins Wasser gelassen und nach einer Weile wieder herausgezogen. Alles, was sich dann darin verfangen hat, kommt an der Oberfläche.
Auch das Informationszentrum ist sehenswert. Es ist klein und gibt einen schönen Eindruck über die Entstehung der Lagune. Tipp: Verpasst nicht den Aufstieg auf den Aussichtsturm direkt am Informationszentrum. Von hier oben gibt es einen eindrucksvollen Überblick über die Lagune und die sich angrenzende Adria. Hier zeigt sich erst die ganze Weite der Landschaft aus Wasser und Wald.
Wohnmobil-Tipp: Offizielle Stellplätze haben wir nicht gefunden, aber wir haben gefragt und in der Nebensaison war es kein Problem, auf dem Parkplatz eines der Hotels zu stehen.


Berat – Stadt der tausend Fenster
Ein Stück landeinwärts liegt Berat. Die Stadt am Osum-Fluss gilt als eine der schönsten Städte Albaniens und ist UNESCO-Weltkulturerbe. Bekannt als die „Stadt der tausend Fenster“, bezaubert Berat mit seinen weißen osmanischen Häusern, die sich terrassenförmig an den Hang schmiegen und deren große Fenster ein einzigartiges Stadtbild schaffen.
Oberhalb der Stadt thront die alte Burg, in deren Mauern noch heute Menschen wohnen. Hier spaziert man durch die Vergangenheit: enge Gassen, Kopfsteinpflaster, kleine Cafés und immer wieder diese typischen Häuser mit ihren vielen Fenstern, die dem Ort seinen Beinamen verliehen haben. Von der Burgmauer bietet sich ein großartiger Blick auf die gesamte Stadt, die umliegenden Berge und den mäandernden Fluss Osum – ein echtes Postkartenmotiv.
Über eine alte osmanische Steinbrücke aus dem 18. Jahrhundert erreicht man ein weiteres historisches Viertel. Auch hier reihen sich die historische Häuser aneinander. Doch hier wirkt alles uriger, weniger herausgeputzt als in der Altstadt auf der anderen Flussseite
Wohnmobil-Tipp: Wir haben einen Platz beim Riverside Camping gefunden. Der kleine, privat geführte Campingplatz ist unsere Empfehlung in Berat. Die Lage nahe der Altstadt, die teilweise überdachten Parzellen und die einfachen aber gut ausgestatteten sanitären Anlagen sind topp. Im Restaurant nur ein paar Schritte entfernt haben wir sehr gut gegessen.


Osum-Schlucht und Aberglaube
Folgt man dem Fluss Osum von Berat nach Süden, erreicht man den Grand Canyon Albaniens – die Osum-Schlucht. Über Millionen von Jahren hat sich der Fluss Osum seinen Weg durch den weichen Kalkstein gegraben und dabei eine bis zu 80 Meter tiefe Schlucht geformt, die heute als kleines Naturwunder gilt. Entlang der Straße zwischen Berat und Çorovodë bieten sich immer wieder atemberaubende Ausblicke auf die steilen Felswände und das türkisgrüne Wasser, das sich darunter durch die Schlucht schlängelt.
Es gibt mehrere angelegte Aussichtspunkte, an denen man auch mit einem Wohnmobil halten kann. Das ist jedoch von der Reisezeit abhängig, da die Straße sehr schmal und kurvig ist. Besonders im Frühling, wenn der Wasserstand am höchsten ist, zeigt sich die Osum-Schlucht von ihrer beeindruckendsten Seite. Wer möchte, kann die Schlucht auch bei einer geführten Rafting-Tour hautnah erleben.
Wohnmobil-Tipp: Stellplätze sind vor allem mit größeren Wohnmobilen entlang der Straße sehr rar gesät. Wir konnten schließlich spontan auf dem Parkplatz der Weinkellerei Nurellari stehen bleiben. Mit Verkostung ihres sehr leckeren albanischen Weins.



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Durres und Patok-Lagune
Nahe an Tirana direkt an der Adriaküste liegt Durrës, Albaniens zweitgrößte Stadt und wichtigster Hafen des Landes. Durrës verbindet Geschichte und modernes Leben auf eine ganz eigene Weise. Schon die Römer schätzten die strategische Lage – noch heute zeugt das imposante Amphitheater mitten in der Stadt von der glanzvollen Vergangenheit. Mit Platz für bis zu 20.000 Zuschauer ist es das größte antike Theater auf dem Balkan.
Doch Durrës ist nicht nur Geschichte. Entlang der langen Strandpromenade reihen sich Cafés, Restaurants und moderne Hotels aneinander. Besonders in den frühen Abendstunden, wenn die Sonne langsam im Meer versinkt und die Palmen Schatten auf den Sand werfen, entfaltet die Stadt ihren besonderen Charme. Wer sich für Kultur interessiert, sollte auch einen Blick ins Archäologische Museum werfen oder durch die Gassen der Altstadt schlendern.
Nach einem kurzen Stopp in Durrës zieht es uns wieder hinaus in die Natur: Weiter geht es Richtung Norden zur Patok-Lagune. Nur etwa eine Stunde entfernt, erwartet uns eine ganz andere Welt: stilles Wasser, kleine Fischerhütten auf Stelzen und eine faszinierende Vogelwelt. Hier lässt sich der Trubel der Stadt schnell vergessen. Einige einfache Restaurants direkt an der Lagune servieren frischen Fisch und Meeresfrüchte – perfekt für eine entspannte Mittagspause mit Blick aufs Wasser.
Wohnmobil-Tipp: In Durrës selbst ist freies Stehen schwierig. Für eine sichere Übernachtung lohnt sich ein Campingplatz in Stadtnähe oder die Weiterfahrt bis zur Lagune. Rund um Patok findet man einfache Stellmöglichkeiten, meist bei den kleinen Restaurants oder direkt am Wasser – mit etwas Glück und Rücksprache mit den Betreibern.


Kruja: Basar, Burg & Bergbesteigung
Am Rande des Skanderbeg-Gebirges, nur rund 35 Kilometer vom Meer entfernt liegt Kruja, eine kleine, geschichtsträchtige Stadt, die in Albanien fast so etwas wie ein Nationalheiligtum ist. Hier wirkte im 15. Jahrhundert der Nationalheld Skanderbeg, dessen Burg noch heute über den Dächern thront und ein beliebtes Ausflugsziel ist. Einst Bollwerk gegen die Osmanen und Heimat des Nationalhelden Skanderbeg erzählt sie gemeinsam mit der Basar-Moschee aus dem 16. Jahrhundert eindrucksvoll von Albaniens Geschichte und religiöser Vielfalt. In den kopfsteingepflasterten Gassen der Altstadt taucht man ein in eine andere Zeit – zwischen Basaren, Handwerksständen und kleinen Cafés.
Doch wer sich nach Natur und Aussicht sehnt, der bleibt nicht unten in der Stadt, sondern wagt den Aufstieg auf den Mali i Krujës, den Hausberg von Kruja. Über einen alten Pilgerpfad geht es zum Bektashi-Tempel Sari Salltik, einem Wallfahrtsort für Muslime und Christen. Der Weg ist steinig, stellenweise steil, aber immer wieder öffnen sich grandiose Blicke auf das weite Land und die dahinterliegende Adria. Besonders bei klarer Sicht reicht der Blick sogar bis zur albanischen Hauptstadt Tirana und man kann den landenden Flugzeugen zusehen.
Wohnmobil-Tipp: In Kruja selbst gibt es einige kleinere Stellmöglichkeiten, zum Beispiel am Stadtrand in der Nähe der Burg. Achtung: Die Straßen können hier recht schmal und steil sein, also lieber frühzeitig parken und den Rest zu Fuß erkunden. Wir sind beim Malicamp Kruja untergekommen, dass direkt unterhalb des Mali i Kruja liegt. Als wir dort waren, war es noch im Aufbau aber schon sehr angenehm mit angeschlossenem Restaurant.


Entschleunigung am Koman-Stausee (Ledi’s Place)
Auf dem Weg Richtung Kosovo gelangen wir an den Koman-Stausee und dort zum Ledi’s Place. Dieser liebevoll gestaltete kleine Stellplatz wird von einer herzlichen Bauernfamilie geführt. Es ist ein bisschen wie Urlaub auf dem Bauernhof: als wir dort sind, waren grad kleine Katzenbabys geboren. Tag und Nacht zupfte das Pferd des Hofes Gras rund ums Wohnmobil und zum Frühstück gab es selbstgemachte Petulla (albanische Krapfen). Die Natur zeigt sich hier von ihrer schönsten Seite: der still liegende See und zauberhafte Sonnenauf- und untergänge. Der ganze Platz steht unter dieser besonderen familiären Atmosphäre.
Die Familie gibt sich alle Mühe, den Reisenden einen besonderen Aufenthalt zu bieten. So zum Beispiel einen Bootsausflug mit dem zwölfjährigen Sohn als Kapitän. Der Alltag der Familie in diesem abgelegenen Gebiet ist zugleich idyllisch und fordernd – Schule, Einkaufen, College: alles ist mit langen Wegen verbunden. Dennoch spüren wir überall Gastfreundschaft, Lebensfreude und Verbundenheit zur Natur.
Auf dem Weg in den Kosovo entscheiden wir uns gegen die Koman-Fähre und nehmen stattdessen den langen Umweg durchs albanische Hinterland. In dieser ursprünglichen, manchmal vergessen wirkenden Region Albaniens gibt es noch die dichten Wälder, unbefestigte Serpentinenstraßen und beeindruckende Ausblicke auf den Koman-See. Hier ist sie greifbar: die raue, aber faszinierende Schönheit Nordalbaniens.
Wohnmobil-Tipp: Entlang des Koman-Stausees finden sich immer wieder Plätze, an denen man frei stehen kann. Wir empfehlen aber von Herzen den Ledi´s Place.


albanische Besonderheiten:
Bunker in Albanien – stumme Zeugen der Diktatur
Albanien ist übersät von kleinen, runden Betonbunkern – Relikte aus der Zeit Enver Hoxhas, der das Land in jahrzehntelange Isolation führte. Viele dieser Bunker sind heute verfallen, andere wurden zu kuriosen Attraktionen wie Hotels, Cafés oder sogar einem Tattoostudio umfunktioniert.
Tipp: Achte beim Fahren durch ländliche Regionen oder entlang der Küste auf diese ungewöhnlichen Bauten – du wirst sie garantiert entdecken.


albanischer Aberglaube
Sieht man sie zum ersten Mal, ist es mindestens verwirrend. An vielen Stellen im Land haben wir Spielzeug-Figuren gesehen, die an Balkonen hing, auf Zäunen oder an Hauseingängen angebracht war. Irgendwann haben wir herausgefunden, dass sie Schutz vor dem „bösen Blick“ bringen sollen – eine ungewöhnliche, aber weit verbreitete Praxis. Entsprechend vielfältig war dann auch das Angebot in den Läden. Hier gab es ein überdurchschnittliches Angebot an Plüschtieren.


Tipps für deinen Roadtrip mit dem Wohnmobil durch Albanien:
- Apps nutzen: Stellplätze findest du zum Beispiel über park4night.
- Straßenverhältnisse: albanische Straßen sind zum Teil sehr gut ausgebaut, andererseits aber auch durchaus abenteuerlich – vorausschauend fahren lohnt sich
- Wildcamping: wird toleriert, aber bitte respektiert die Umwelt und die Einheimischen und nehmt Rücksicht
- Versorgung: in den Städten gibt es viele Supermärkte und Tankstellen. Mehr Spaß macht es aber, direkt bei den Einheimischen zu kaufen
- Internet: die Netzabdeckung im Land ist sehr gut, günstige SIM-Karten sind vor Ort erhältlich.
- Beste Reisezeit: Frühling (April–Juni) oder Herbst (September–Oktober)

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