Nordmazedonien gehört zu den versteckten Juwelen der Balkanhalbinsel. Es hat keinen direkten Zugang zum Meer und steht vielleicht deshalb für viele nicht auf der Liste möglicher Reiseziele. Es gilt als einer der am wenigsten besuchten Länder Europas. Doch obwohl es relativ klein ist, hat es eine Menge zu bieten: schroffe Gebirge, tiefe Schluchten, malerische Landschaften, Europas ältesten See und eine reiche Geschichte.

Wir verbringen nur rund eine Woche in dem Land und sind überrascht über seinen Abwechslungsreichtum. Ein Roadtrip mit dem Wohnmobil ist eine gute Möglichkeit, Land und Leute hautnah zu erleben. Ein echter Geheimtipp auf dem Balkan!

1. Ein paar Fakten

    • Einwohner: 1,8 Millionen
    • Größe: 25.713 Quadratkilometer
    • Hauptstadt: Skopje
    • Amtssprachen: mazedonisch und albanisch. In Touristenzentren wird zum Teil englisch und vereinzelt sogar deutsch gesprochen
    • Religion: rund zwei Drittel mazedonisch-orthodoxe Christen, etwa ein Drittel Muslime
    • Währung: Makedonischer Denar. Es aber auch Barzahlung mit Euro oder Kartenzahlung möglich
    • Angrenzende Länder: Albanien, Kosovo, Serbien, Bulgarien und Griechenland
    • Für deutsche Staatsangehörige ist die Einreise mit Personalausweis oder Reisepass möglich. Ein Visum ist nur bei einem Aufenthalt von mehr als 90 Tagen erforderlich
    • Für die Einreise mit dem Kfz wird die Internationale Versicherungskarte („grüne Versicherungskarte“) benötigt. Darin muss Nordmazedonien (Abkürzung MK, MKD oder MNK) eingetragen sein. Ohne diese Versicherungskarte ist bei Grenzübertritt eine lokale Kfz-Versicherung zu erwerben
    • Schnellstraßen und Autobahnen sind mautpflichtig. Sie werden nach Kilometern berechnet und können an den Mautstellen bezahlt werden

2. Unsere Route durch Nordmazedonien

Wir reisen von Norden, aus dem Kosovo in das Land ein. Rund 100 Kilometer sind es von Pristina bis zur Matka-Schlucht, unserem ersten Ziel. Anschließend geht es weiter Richtung Süden zum Ohrid-See und danach zum Prespa-See. Im Skigebiet Kopanki stehen wir vor dem Hotel Molika. Einen Abstecher machen wir noch zum Kloster Lesnovo, bevor wir Richtung Osten weiterziehen nach Bulgarien.

2.1. Matka-Schlucht: vor den Toren der Hauptstadt

Nur rund 15 Kilometer von Nordmazedoniens Hauptstadt Skopje entfernt liegt die Matka-Schlucht. Sie ist ein beliebtes Ausflugsziel, sowohl für Einheimische als auch für Touristen. Wer gern aktiv auf dem Wasser ist, kann sich ein Kajak oder Boot mieten. Auch Wanderer kommen hier auf ihre Kosten. Rund um die Schlucht gibt es mehrere Wanderwege, um die wilde Natur hautnah zu erleben.

Wir entscheiden uns zuerst für eine organisierte Bootsfahrt zur Vrelo-Höhle. Dabei fahren wir rund 3,5 Kilometer zu ihrem Eingang. Auf den ersten Blick ist sie recht klein. Das ist aber nur der oberirdisch zugängliche Teil. Man vermutet, dass sie eine der tiefsten Unterwasserhöhlen der Welt ist. Bisher wurde sie nur bis zu einer Tiefe von 240 Meter ertaucht, ihren Grund hat man dabei noch nicht erreicht.  

Zurück am Ausgangspunkt folgen wir einem der in den Felsen gehauenen schmalen Pfade. Wir wollen die Schlucht noch ein Stück zu Fuß erkunden. Geformt sie im Laufe der Jahrtausende durch den Fluss Treska. An seinem Lauf befinden sich mehrere Klosteranlagen – manche sind noch aktiv, andere inzwischen zu Ruinen verfallen. Eine der Anlagen ist heute besonders beliebt: „Sveti Nikola Šiševski“. Seine Lage auf einem Felsplateau macht es schwer zugänglich und so zieht das ehemalige Kloster heute besonders Kletterer an und Wanderer, die gern steile Felsen erklimmen.

2.2. Ohridsee: der älteste See Europas

Mit zwei bis drei Millionen Jahren ist der Ohridsee einer der ältesten Seen der Welt und liegt im Süden des Landes. Sein Wasser teilen sich Nordmazedonien und Albanien jeweils zu zwei bzw. einem Drittel. Die Region um den See wurde mit einer Fläche von knapp 94.700 Hektar in die Liste des UNESCO Weltnaturerbes aufgenommen. Der See entstand durch die Verschiebung der tektonischen Platten. Dabei öffnete sich ein riesiger Graben, der sich im Laufe der Jahrhunderte mit Wasser füllte. Mit bis zu 288 Metern ist der Ohridsee gleichzeitig einer der tiefsten in Europa. Hier hat sich ein einzigartiges Ökosystem entwickelt, dass Heimat für zahlreiche endemische Tier- und Pflanzenarten ist. Für die Region ist er gleichzeitig das wichtigste Süßwasserreservoir.

Überreste menschlicher Siedlungen und Nachweise für Ackerbau an und im See lassen sich bis in die Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. zurückverfolgen. So wurden auf albanischer Seite Reste von jungsteinzeitlicher Pfahlbauten im Ohrridsee gefunden. Danach siedelten rund um den See antike Völker wie die Illyrer, Makedonen und Griechen.

Die Stadt Ohrid direkt am Seeufer ist eine der ältesten menschlichen Siedlungen Europas und UNESCO Weltkulturerbe. Einst ein wichtiges Zentrum des byzantinischen Christentums und beherbergt sie zahlreiche gut erhaltene Kirchen und Klöster, darunter die berühmte Kirche St. Johannes von Kaneo, die auf einer Klippe über dem See thront. Ohrid spielte im Mittelalter eine entscheidende Rolle als spirituelles und kulturelles Zentrum, und seine antiken Ruinen, wie das antike Theater aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., zeugen von ihrer langen Geschichte.

Neben der kulturellen Bedeutung beeindruckt der Ohridsee auch durch seine natürliche Schönheit. Das klare Wasser lädt zum Schwimmen, Tauchen und Bootfahren ein, während sich die umliegenden Berge ideal für Wanderungen eignen. Wir verbringen eine schöne Zeit auf dem Campingplatz direkt am Ohridsee.

2.3. Prespasee: ein Rückzugsort

Wer es lieber ruhiger und abseits der Touristenwege mag, für den empfiehlt sich ein Besucht des Prespasee. Wie sein Nachbar Ohridsee gehört auch er zu den ältesten Seen unserer Erde. Er liegt im Dreiländereck Nordmazedonien, Albanien und Griechenland, wobei sein größter Teil in Nordmazedonien liegt. Ein Stück südlicher, auf dem Gebiet von Albanien und Griechenland liegt der kleine Prespasee, der in den großen entwässert. Der See ist Teil des Prespa-Nationalparks, dem ersten grenzüberschreitenden Schutzgebiet auf dem Balkan. Er erstreckt sich über eine Fläche von 27.750 Hektar und beinhaltet u.a. den großen und den kleinen Prespasee und die im großen See liegende Insel Maligrad.

Als wir dort sind, haben die Vorbereitungen auf die kommende Saison gerade begonnen. Aber es ist noch ruhig und wir sind fast allein. Kleine Bars und Restaurants bereiten sich auf die kommenden Gäste vor. Entlang des Strands sind schon erste Sonnenliegen und -schirme aufgestellt. Wildcampen ist in Nordmazedonien leider offiziell nicht erlaubt. Es wird jedoch von den meisten Menschen und auch den Behörden toleriert. Wir fragen den Besitzer des Restaurant und bekommen seine Erlaubnis. Von hier aus können wir fast ins Nachbarland Griechenland laufen.

2.4. Pellister-Nationalpark: ein Naturparadies

Im Süden Nordmazedoniens, unweit der Stadt Bitola, erhebt sich das Baba-Gebirge. Dessen höchster Gipfel ist der Pelister, der sich auf 2.601 Meter erhebt. Nach ihm ist auch der Pelister Nationalpark benannt, ein 171,5 Quadratkilometer großes Gebiet des Baba-Gebirges. Er wurde bereits am 30. November 1948 zum ersten Nationalpark Jugoslawiens erklärt. Damit ist er einer der ersten auf dem Balkan und heute der  zweitgrößte in Nordmazedonien. Hier wächst die mazedonische Molika-Kiefer, eine endemische Baumart, die auf nur wenigen Bergen der Balkanhalbinsel vorkommt. Seine Vielfalt zeigt sich sowohl in der Pflanzen- als auch in der Tierwelt. Neben Rehen, Hirschen oder Kaninchen leben hier auch Bären und Wölfe.

Der Pelister ist auch ein bekanntes Skigebiet Nordmazedoniens. So zum Beispiel am Skizentrum „Kopanki“ mit dem Hotel „Molika“ auf 1.420 Meter Höhe. Von hier oben hat man einen fantastischen Blick auf Bitola und das Pelagonia-Tal. Das Hotel ist über eine Straße erreichbar. Die nächsten Flughäfen sind Ohrid, 70 Kilometer entfernt oder in der Hauptstadt Skopje in 180 Kilometern Entfernung. Nur rund 100 Meter unterhalb des Hotels befindet sich eine Seilbahn. Im Hotel gibt es ein gutes Restaurant, in dem wir gut gegessen haben.

Eher zufällig finden wir Überreste aus dem ersten Weltkrieg und lernen einiges über die damaligen Lebensumstände der Soldaten. Von Albanien quer über den Balkan bis nach Griechenland zog sich zwischen 1915 und 1918 die Saloniki-Front. Überreste der Schützengräben zerfurchen noch immer den Waldboden. Schilder entlang der Strecke erzählen vom Leben der Soldaten und es gibt Nachbauten der damaligen Unterkünfte. 

2.5. Kloster Lesnovo im Vulkankrater

Das Kloster Lesnovo in Nordmazedonien liegt am Rande des Berges Osogovo inmitten eines alten Vulkankraters. Der Vulkan ist heute längst erloschen. Die letzte Eruption liegt schon Jahrmillionen zurück und die Natur hat das Gebiet in eine riesige grüne Ebene verwandelt. Inmitten dieser Ebene auf liegt auf 870 Metern Höhe und mit einem spektakulären Blick auf die umgebende Landschaft das Kloster Lesnovo. Schon das macht es zu einem idealen Ziel für Reisende, die das Besondere suchen.

Die Flanken des Berges Osogovo sind von mehreren Höhlen durchbrochen. In diese abgelegene und schwer zugängliche Gegend zog sich im 11. Jahrhundert der bulgarische Einsiedler Gabriel von Lesnovo zurück, um in Stille und Gebet zu leben. Ihm folgten weitere Brüder, die nach seinem Tod ihm zu Ehren das Kloster errichteten. Dieses hat sich schnell zu einem wichtigen religiösen Zentrum des Balkans entwickelt. Die heutigen Klosterbauten stammen aus der Zeit von 1341 und die alte Kirche  ist bekannt für ihre Fresken aus dem 14. Jahrhundert.

Auch heute leben noch Mönche im Kloster, die der mazedonisch-orthodoxen Kirche angehören. Sie widmen sich dem Gebet und der Pflege der jahrhundertealten Traditionen. Es ist möglich, das Kloster zu besichtigen, die beeindruckenden Fresken bewundern oder an Gottesdiensten teilzunehmen. Reisende, die gerne abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs sind, finden ring um das Kloster Lesnovo ein ruhiges und spirituelles Erlebnis inmitten einer außergewöhnlichen Landschaft.

3. Lohnt sich ein Besuch in Nordmazedonien?

Nordmazedonien mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken. Wer sich jedoch darauf einlässt, wird hier mit einzigartigen Erlebnissen belohnt. Abseits klassischer touristischer Pfade gibt es hier noch ursprüngliche, wilde Natur, kulturelle Schätze und eine herzliche Gastfreundschaft. 

Wer gern Kajak fährt, wandert oder lieber eine geführte Bootstour mag, findet das alles im Matka-Canyon. Sightseeing auf historischen Wegen oder relaxen am Ohridsee, totale Abgeschiedenheit am Prespasee. Auf den Spuren der Soldaten im Pelister Nationalpark oder in der Einsamkeit des Klosters Lesnovo. Hier kommt jeder auf seine Kosten. 

Vieles, was dieses Land bietet, haben wir noch nicht gesehen, wie die Hauptstadt Skopje, das Kloster Sveti Naum oder die anderen Nationalparks. Wir waren sehr erstaunt, welche Vielfalt dieses kleine Land bietet. Und auch kulinarisch haben wir uns hier sehr wohl gefühlt. 

Nordmazedonien im Herzen des Balkan bietet unvergessliche Momente für Abenteurer und Reisende, die das Besondere suchen.