Wir sind am Autokamp Titograd gelandet, ein Stück außerhalb der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica direkt am Morača-Fluss. Montenegro mit seinen Bergen und Schluchten bietet nur wenig Raum für Lebens- und Infrastruktur. Und so ist die Lage unseres Kamps sehr beeindruckend. Auf der anderen Fluss-Seite rattern mehrmals am Tag Züge vorbei. Direkt neben dem Kamp liegt die gut befahrene Europastraße E65 und durch den Berg dahinter führt die A1, die erste und wichtigste Autobahnstrecke des Landes. Von ihr sehen wir jedoch nur ein kleines Stück zwischen zwei Felsen. Unser Kamp liegt ein Stück unterhalb der Straße, deshalb rauscht der meiste Schall über uns hinweg und wir bekommen von all dem Verkehr um uns herum nicht viel mit.
Das Kamp ist eine ehemalige Metzgerei und den Charme dieser früheren Tage spüren wir noch sehr deutlich. Das heutige Restaurant ist komplett mit hellen Fliesen ausgestattet. An der Decke sind noch die alten Rohre und Leitungen zu sehen. Der Betreiber hat versucht, die Sterilität des Raumes mit rot weiß karierten Tischdecken aufzulockern. Doch zusammen mit der hellen Beleuchtung unterstreichen sie eher die cleane Wirkung des Raumes. Uns stört das nicht, wir bestellen uns ein Omelett mit Pilzen und Pommes, Käse mit Tomaten und montenegrinischen Wein.


Montenegrinischer Wein
Auch wenn wir nur einen kurzen Ausflug in das Weinland Montenegro machen lohnt es sich. Mindestens seit dem Mittelalter wird in der Region Wein angebaut, vermutlich haben aber schon die Römer vor 2.200 Jahren hier Weinbau betrieben. Die heimischen Rebsorten des Landes sind die rote Vranac und die weiße Krstač. Beide Trauben sind autochthone Sorten, das bedeutet, dass sie ohne menschlichen Einfluss in dem jeweiligen Gebiet entstanden sind – entweder evolutionär oder durch natürliche Einwanderung bei der Erweiterung ihres Lebensraumes.
Die Topografie Montenegros lässt Weinanbau nur in ausgewählten Regionen zu, weshalb sich die Weinregionen vor allem im Süden an der Adriaküste und in der Region um den Shkodrasee befinden. Diesen größten See des Balkan kennen wir schon, denn wir standen bereits in Albanien an seinem Ufer.
Wein ist fester Bestandteil der montenegrinischen Tradition, Kultur und Religion. Viele Kirchen und Klöster des Landes haben eigene Weinberge und produzieren eigenen Wein. Der vermutlich faszinierendste Weinkeller liegt in einem ehemaligen geheimen Militärflughafen der Kaserne Šipčanik. Er befindet sich über 30 Meter tief unter der Erde in einem 356 Meter langen Tunnel und gehört zum Weingut „13. Jul – Plantaže“ (13. Juli – Plantagen). Zu diesem Weingut gehört auch der mit einer Fläche von 2.310 Hektar größte zusammenhängende Weinberg Europas in Čemovsko Polje.
Wir haben den roten Vranac und den weißen Krstač gekostet und beide für sehr gut befunden. Aus unserer Sicht können sich die Weine der Balkanhalbinsel mit den bekannten Weinanbaugebieten in Italien oder Spanien durchaus messen. Wer mehr wissen will, findet auf dieser Webseite viele Informationen.

Freizeit am Morača-Fluss
Doch unser Kamp hat noch mehr zu bieten. So zum Beispiel seine eigene Einstiegstelle auf die Morača. Auch ein Kajak können wir uns ausleihen. Ich bin lieber an Land als auf dem Wasser, Silke zieht es jedoch aufs kühle Nass. Um zum Fluss zu gelangen, müssen wir rund 10 ziemlich steile Höhenmeter überwinden. Unten angekommen plätschert der Fluss gemütlich an uns vorbei. Auf dem Steinstrand stehen vier Liegen und am Ufer ein blaues Plastik-Kajak. Silke setzt sich in das Kajak und paddelt gemütlich los. Ich mache es mir mit meinem Buch auf einer der Liegen bequem.




Die Morača ist zum größten Teil ein sehr flacher Fluss und somit nicht schiffbar. Das hat sie vor der Umgestaltung durch den Menschen bewahrt. Sie entspringt im Norden des Landes unterhalb des Berges Rzača. Danach schlängelt sie sich nach Süden, durch die Hauptstadt Podgorica und mündet schließlich nach knapp 100 Kilometern in den Shkodrasee. Wir befinden uns am südlichen Ende der Morača-Schlucht, die der Fluss tief in das Karstgestein gegraben hat.
Es ist Mittag und die Sonne brennt ziemlich auf uns herab. Auf dem Wasser wird dieser Effekt noch um ein vielfaches verstärkt. Das haben wir bei unserer Freizeitplanung ein wenig außer Acht gelassen. Silke folgt dem Fluss stromaufwärts, lässt sich treiben und genießt die Natur um sie herum. Von den Straßen und Schienen ist hier unten nichts zu hören. Hin und wieder hört sie das zwitschern von Vögeln und das plätschern, wenn sie ihr Paddel durch das Wasser zieht. Die meiste Zeit kann sie den Grund des Flusses sehen doch es gibt auch Stellen, die so tief sind, dass sie in ein schwarzes Nichts blickt. Das beflügelt ihre Fantasie von im verborgenen lebenden Fabelwesen.




Nach fast zwei Stunden landet sie glücklich wieder am Ufer. Ich möchte auch ein paar Meter mit dem Kajak versuchen und paddle beschwingt los. Doch schon nach wenigen Metern schaue ich in ein dunkles Loch unter mir. Das ist mir eindeutig zu gruselig und ich drehe schnell wieder um. Alles Wasser außerhalb der Badewanne ist so überhaupt nicht mein Element.


An diesem Abend erreichen auch Silke und Oliver unser Autokamp. Sie haben sich Podgorica angeschaut und sind dann zu uns gefahren. Wir beenden den Tag mit einem gemeinsamen Abendessen und viel plaudern auf der Terrasse.
Am nächsten Tag passiert nicht viel. Wir legen eine kleine Reisepause ein und Silke bekommt von Silke einen neuen Haarschnitt.



Auf der Suche nach Ausstattung für deinen nächsten Wohnmobil-Trip?
10. + 11.08.2022
Trackbacks/Pingbacks