Die letzten Tage unserer Zeit in Rumänien brechen an. Mehr als sieben Wochen haben wir dieses abwechslungsreiche Land schon erkundet. Haben das beeindruckende Donaudelta gesehen, die bunten Kirchen der Moldova besucht und an der Transalpina übernachtet – der höchstgelegenen Straße des Landes. So langsam müssen wir jedoch weiter. Die Sommerhitze hat ihren Höhepunkt erreicht. Unser Bewegungsdrang schwindet immer mehr und wir wünschen uns einen kühleren Ort. Auch wenn unser Wohnmobil eine Meisterin des lüftens ist, kann auch sie die stehende Hitze nicht verwehen.
Zwischenstopp auf dem Weg zur Donau
Park4Night schlägt einen Platz direkt an einem Fluss vor. In den Kommentaren lesen wir, dass schwimmen im Fluss Abkühlung und Entspannung bringt. Das klingt genau nach dem, was wir uns gerade wünschen. Also legen wir noch einen Zwischenstopp ein auf unserem Weg zurück zur Donau.
Wir erreichen die Nera, die jedoch auch schon ziemlich unter der Trockenheit leidet. Hier sind wir nicht die einzigen Camper. Ein junges Paar hat sich mit seinem VW T1 direkt unter die Äste eines Baumes gestellt und so den einzigen nennenswerten Schattenplatz erobert. So stehen wir wieder in der prallen Sonne und richten uns häuslich ein.
Die Nera zählt zu den schönsten Schluchtwanderflüssen Rumäniens. Aber hier, kurz vor ihrer Mündung in die Donau ist sie eher ein gemütlicher, flacher Fluss. Nach unserer Ankunft lassen wir es ruhig angehen und verbringen den restlichen Tag mit lesen und Hörbuch hören. Hin und wieder waten wir in den Fluss zu einer Vertiefung, die wie ein kleiner natürlicher Pool ist. Wirkliche Abkühlung bringt es nicht, denn das Wasser ist ziemlich warm. Es ist Dürre in weiten Teilen Europas und Mensch und Natur leiden unter hohen Temperaturen und wenig Niederschlag.
Später am Abend hören wir auf einmal geschnatter vom anderen Flussufer. Und wir beobachten eine Gruppe Gänse, die gemütlich nach Hause watschelt. Im Gänsemarsch erklimmen sie die kleine Uferböschung und verschwinden nacheinander in einem der Grundstücke.
Nicht lange danach nähert sich uns mehrfaches Glöckchengeläut. Zuerst können wir es nicht so richtig orten, bis die erste Hundeschnauze aus dem Gras guckt. Ihr folgen weitere Hunde, mehrere Schafe und einige Ziegen. Auch ein kleiner Esel ist Teil dieser Gemeinschaft. Als er uns sieht, bleibt er stehen und streckt neugierig seine langen Ohren in unsere Richtung. Kurze Zeit später verliert er das Interesse, wendet sich ab und setzt seinen Weg mit den anderen fort. Die kleine Herde scheint sich selbst überlassen, einen Schäfer können wir nicht sehen. Wir vermuten, dass sie auf ihrem Weg in den sicheren Stall sind, so zielgerichtet, wie sie an uns vorbeiziehen und zwischen Gras und Bäumen verschwinden.
Rückkehr zur Donau
Hier bleiben wir eine Nacht. Und bekommen Lust auf einen künstlichen Pool mit kaltem Wasser. Bei Park4Night suchen wir nach einem so ausgestatteten Campingplatz in der Nähe. Und finden den „Campingplatz Mala“ in Lescovita und als wir dort ankommen eine Nische direkt unter mehreren Bäumen. Hier nutzen wir die Gelegenheit, Wäsche zu waschen und unser staubiges zu Hause mal gründlich zu reinigen. Und in den etwas zu kleinen Pool zu gehen.
Für den nächsten Tag buchen wir eine Bootsfahrt auf der Donau. Kurz vor Mittag holt uns ein junger Mann mit seinem Wagen am Campingplatz ab und fährt mit uns zum Bootsanleger. In dem recht kleinen Boot sitzen schon fünf Passagiere und warten. Schnell ziehen wir uns die Schwimmwesten an, dann geht es in rasantem Tempo los. Unser Kapitän ist auch gleichzeitig unser Guide und er tut sein bestes, alles für uns ins englische zu übertragen.
Wir befinden uns am eisernen Tor. Hier hat die Donau die Karpaten durchbrochen. Lange Zeit war es der gefährlichste Abschnitt der gesamten Donau. Heute ist kaum mehr vorstellbar, dass hier vor nicht allzu langer Zeit noch Stromschnellen, Untiefen und Wasserfälle die Schifffahrt zu einer gefährlichen Unternehmung machten. Selbst erfahrene Kapitäne fuhren nur mit Hilfe ortskundiger Lotsen, um die bis zu 200 Meter breite und bis zu 80 Meter tiefe, von Steilklippen gesäumte Passage zu durchfahren. Um in der gewaltigen Strömung auf Kurs zu bleiben, zogen Schleppschiffe und eine eigene Eisenbahn die Schiffe flussaufwärts durch das Tal. Seit 1972 ist der Fluss an dieser Stelle gestaut und seine Kraft wird heute von zwei Wasserkraftwerken genutzt.
Wir fahren die örtlichen Sehenswürdigkeiten ab. Die Statue des Dakerkönigs Decebalus, dem wir auf der Reise schon begegnet sind: Burgruine und Bären, die Pyramiden von Sona. Zwischen 1994 und 2004 wurde die 55 Meter hohe Büste in den Fels gehauen. Sie ist die höchste Felsskulptur in Europa.
Dann machen wir einen Abstecher an das gegenüberliegende serbische Ufer zur Tabula Traiana (Tafel des Traian). Sie ist dem römischen Kaiser Trajan gewidmet für den Bau einer Straße entlang des Donauufers. Im Jahr 100 n. Chr. wurde sie in den Fels gemeißelt. Heute liegt die Straße unterhalb des Wasserspiegels. Die Tafel jedoch wurde während der Bauarbeiten für den Staudamm in den 1970er Jahren höher gelegt. Sie ist heute nur noch vom Wasser aus sichtbar.
Schließlich fahren wir am Kloster Mraconia vorbei, vielleicht das bekannteste Wahrzeichen am Eisernen Tor. Das ursprüngliche Kloster wurde 1523 errichtet. Im russisch-österreichisch-türkischem Krieg 1787 – 1792 wurde es zerstört, später neu errichtet und schließlich durch den Bau des Staudamms und der Wasserkraftwerke wieder abgerissen. Fällt der Wasserpegel, sind die kreuzförmigen Ruinen des alten Gotteshauses noch zu sehen. Das heutige Kloster – seit 2008 ein Nonnenkloster – liegt zwar idyllisch direkt an der Donau, andererseits jedoch auch an der vielbefahrenen Nationalstraße DN 57.
Unser Fazit zu Rumänien
Damit endet unsere Reise durch Rumänien. Gegenüber diesem Land gab und gibt es viele Vorurteile. Wir können diese nicht bestätigen. Die Menschen haben vor allem unter der Regierung Ceaușescu stark gelitten. Das Land und die Menschen wurden ausgebeutet und lebten zum Teil in bitterer Armut. Nach der Wende in den 1990er Jahren sahen wir Bilder vom Elend in rumänischen Kinderheimen und klapprigen Straßenhunden. Arm, verdreckt und rückständig – so wird Rumänien zum Teil heute noch gesehen.
Nichts davon haben wir erfahren. Die Menschen sind uns freundlich und sehr zuvorkommend begegnet. Wir haben uns wohl gefühlt. Sehr oft haben wir mit unserem Wohnmobil in den schönsten Landschaften frei gestanden. Natürlich ist es nur ein kleiner und sicher auch oberflächlicher Eindruck, aber von uns gibt es eine klare Empfehlung, Rumänien zu besuchen!
23. -26. Juni 2022