13. – 14. April 2022
Wir starten in Gjirokaster und fahren entlang des Drino durch die Dropuli-Ebene nach Norden. Unser Ziel liegt eigentlich genau gegenüber der Stadt – Luftlinie geschätzte 20 Kilometer. Aber in Albanien sind die Wege stets etwas länger.
Geografisch ist Albanien so aufgebaut: Adria – Bergkette – breites Tal – Bergkette – breites Tal – Bergkette – nächstes Land. Die Strecke ist also rund 75 Kilometer lang – und landschaftlich wunderschön.
War die Dropuli-Ebene südlich von Gjirokaster mehrere Kilometer breit, verengt sie sich zusehends, je weiter nördlich wir kommen.
Kurz vor Tepelena mündet der Fluss Drino in den Vjosa, doch wir biegen kurz davor rechts ab, um in das nächste Tal Richtung Permet zu gelangen.
Die Stadt lassen wir rechts liegen und fahren weiter bis nach Benje. Von dort ist es nicht mehr weit bis zur Lengarica-Schlucht, an und in der sich Thermalquellen befinden.
Unterwegs sehen wir immer wieder Pferde am Straßenrand grasen. Die meisten tragen Sattel und Zaumzeug, aber wir haben nicht herausbekommen, warum das so ist. Möglicherweise sind es die Tiere von Hirten, die im Hinterland ihre Schaf- oder Ziegenherde hüten. Denn fast jede Herde hat hier einen eigenen Hirten. Und natürlich sehen wir auch einige Esel. Beides – Pferde und Esel werden hier noch sehr oft als Lastentiere oder zum ziehen von Wagen genutzt.
Die Gegend an den Quellen ist gut besucht und entlang des Flusses gibt es viel Platz für Fahrzeuge. Hier sind wir nicht allein, denn die Quellen sind nicht nur ein Hotspot für die Einheimischen, sondern schon längst auch ein Ziel für Reisende geworden. Und so stehen dann entlang des Weges auch mehrere Wohnmobile. Es ist ein bisschen schwierig, eine ebene Fläche zu finden, auf der wir stehen bleiben können, ohne den „Durchgangsverkehr“ zu behindern.
Wir laufen die paar Meter bis zur Quelle, die über die osmanische Steinbogenbrücke „Ura e Kadiut“ aus dem 18. Jahrhundert zu erreichen ist. Die Steine auf der Brücke sind teilweise abgewetzt von den vielen Füßen, die schon über sie gelaufen sind. Wir müssen etwas aufpassen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Um die Brücke herum befinden sich zwei Thermalbecken, die dauerhaft angelegt sind. Im größten Becken tummeln sich schon einige Badende und wir verspüren nicht die größte Lust, uns zu ihnen zu gesellen. Den Badetag verschieben wir auf morgen, vielleicht sind in den Morgenstunden weniger Menschen hier.
Wir freunden uns unterdessen mit einem der dort lebenden freilaufenden Hunde an.
In dieser Nacht wecken uns Stimmen und Geräusche, die wir erst nicht richtig zuordnen können. Beim Blick aus dem Fenster erkennen wir, dass in der Dunkelheit neue Camper angekommen sind und jetzt direkt neben uns parken. Sie haben sich auch noch eine Weile viel zu erzählen und hindern uns so, wieder einzuschlafen. Früh am nächsten Morgen parken wir erst einmal um, da wir nicht noch einmal mittendrin stehen wollen.
Im großen Thermalbecken sitzen auch zur frühen Stunde schon einige Badende, also setzen wir unseren Plan um, etwas weiter in die Schlucht zu laufen. Wir haben gehört, dass es entlang des Flusses weitere Becken gibt.
Der Wanderweg hält einige Überraschungen für uns bereit. Es geht erst steil bergauf, dann hört der Weg plötzlich auf und wir müssen improvisieren. Die Kalksteinfelsen fallen hier schräg ab und kleinere Steinchen verlangen eine ziemliche Konzentration von uns. Doch bald haben wir das kleine Becken erreicht und haben es ganz für uns allein.
Wir planschen ein paar Minuten in dem warmen Wasser – die Quellen haben hier eine Maximaltemperatur von 30 Grad Celsius. Kein Vergleich zu den wirklich heißen Quellen in Italien aber die Umgebung macht das allemal wett. Die Becken direkt am Fluss sind manuell aufgestaut und müssen nach Hochwassern oft wieder neu errichtet werden.
Nach unserem kleinen Bad laufen wir die Schlucht noch ein Stück weiter. Dabei müssen wir auch den Fluss durchqueren, der ziemlich eisig ist.
Die Lengarica-Schlucht ist wirklich sehenswert. Ist sie an der Brücke angenehm breit, wird sie – je weiter wir kommen – immer schmaler. An ihrer engsten Stelle ist sie nur drei Meter breit. Insgesamt ist die Klamm vier Kilometer lang und die Felsen ragen bis zu 100 Meter steil in die Luft. Im Sommer ist der Wasserstand so niedrig, dass es möglich ist, sie ganz zu durchwaten. Für uns ist das Wasser aber noch zu hoch und auch zu eisig, um weiter vorzudringen. Doch der Blick in die schmale Klamm ist vielversprechend.
Wir haben gehört, dass es früher einmal möglich gewesen ist, bei gutem Wasserstand mit dem Kanu durch die Schlucht zu fahren. Inzwischen wird der Fluss ein Stück flussaufwärts gestaut, so dass die Wassermenge dafür meist nicht mehr ausreicht.
Der Rückweg hält auch noch einmal ein paar Anstrengungen bereit. Den Weg entlang des Flusses zurück wollen wir nicht gehen, also folgen wir einem Wanderweg – wie wir dachten – hinauf. Je höher wir kommen, desto steiler wird der Weg. Auch wenn es nur maximal 100 Höhenmeter sind, halten wir immer wieder an, um „die Aussicht zu genießen“. Irgendwann erreichen wir einen Ziegenpfad, dem wir dann folgen und schließlich das Plateau erreichen. Von hier führt eine Schotterpiste wieder hinab ins Tal.