Wir sind in Apulien, quasi an der Ferse Italiens. Die Region erstreckt sich entlang der Adriaküste vom Stiefelsporn über den Absatz bis hinab zur Sohle. Und sie ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Die Felsen hier sind aus Karstgestein, dass durch Kohlensäure gelöst wird. Über Jahrtausende hat das Niederschlagswasser hier unterirdische Höhlen und Grotten gegraben. Einige davon können besichtigt werden. Wir lesen von der Grotta del Trullo und fahren nach Putignano, um sie anzuschauen. Ihren Namen erhielt sie von den Trulli, die über dem Eingang der Grotte errichtet wurden. Zu den Trullis gibt es aber eine eigene Geschichte.

Als wir an der Höhle ankommen, weist uns ein älterer Herr auf dem Parkplatz ein und bittet uns darum, schnell zu machen. Später erfahren wir, dass soeben eine Führung angefangen hat und wir uns dazugesellen können. Also lösen wir schnell das Ticket, zeigen unseren Green Pass und folgen ihm. Er weist auf eine Wendeltreppe und als wir den ersten Blick nach unten werfen, sind wir erst mal sprachlos.

Hunderte Stalagmiten und Stalaktiten auf engstem Raum.

Wir steigen die Treppe hinab und stehen mitten in den Jahrtausende alten Tropfsteinen. So nah wie hier waren wir ihnen noch nie. An manchen Stellen ist es so eng, dass wir uns regelrecht hindurchschlängeln müssen.

Wir sind zu viert, ein italienisches Pärchen und wir. Angie – unsere Begleiterin – erklärt erst alles auf italienisch und später auf englisch. Das verschafft uns viel Zeit, um alles genau anzuschauen.

Sieht aus wie ein Vorhang – vom Regenwasser Tropfen für Tropfen über Jahrtausende geschaffen.
An manchen Stellen fühlen wir uns wie in der Tiefsee.

Das Besondere an der Grotta del Trullo ist, dass sie nur einen Meter unter der Erde liegt. Normalerweise muss man einige Meter unter Tage sein, um zu den Höhlen zu gelangen. Sie wurde zufällig entdeckt und war 1935 die erste Grotte, die für Besucher freigegeben wurde.

Wir wundern uns, dass die Grotte so trocken ist. Nach Wassertropfen müssen wir regelrecht suchen. Wir erfahren, dass es im vergangenen Sommer so gut wie nicht geregnet hat und auch wenn es jetzt ungewöhnlich viel regnet, braucht das Wasser einige Zeit, bis es den Weg durch den Felsen geschafft hat.

Regt die Fantasie an – die Formen der Tropfsteine

Der Prozess hinter den Tropfsteinen ist laienhaft ausgedrückt so: das oberirdische Regenwasser versickert im Karstgestein. Auf seiner Reise in die Tiefe werden Mineralien ausgewaschen, die sich an den Felsen heften. So wächst im Lauf der Jahre ein Stalaktit. Wo der Tropfen auf den Boden fällt, bleiben ebenfalls Mineralien zurück und es wächst der Stalagmit. Wachsen beide zusammen, nennt man dies Stalagnat. Wer es ganz genau nachlesen will, klickt einfach hier.

Auch wenn ich vorgreife: der Besuch von Apulien lohnt sich. Weniger Touristen, viel zu sehen, sehr freundliche Menschen.

08. Dezember 2021