Kanada – dieses Wort löste bei mir schon über viele Jahre Fernweh aus. Unendliche Wälder, mächtige Berge, wilde Tiere und eine Weite, die man so in Europa kaum finden kann. Jetzt habe ich mir diesen Traum erfüllt: habe mir ein Wohnmobil gemietet und bin durch Alberta und British Columbia gefahren.
In diesem Artikel nehme ich dich mit: von der Vorbereitung über die Wohnmobil-Übernahme bis zu meinen persönlichen Erfahrungen unterwegs. Außerdem findest du hier meine Route, praktische Tipps und Links zu meinen detaillierten Reiseberichten.
Reisevorbereitung für Kanada


Kanada ist riesig, was sich besonders auf die Planung auswirkt. Zuerst gilt es, sich zu entscheiden: Welche Region willst du sehen und wie viel Zeit hast du? Ich hatte knapp vier Wochen und wusste, dass ich in den Westen des Landes will. In diesem Artikel erzähle ich von meiner Wohnmobilreise durch Kanada – genauer gesagt durch Alberta und British Columbia.
- Die beste Zeit für einen Roadtrip mit dem Wohnmobil in Kanada ist zwischen Mai und September. Vor allem in den Rocky Mountains kann es in den Nächten bis in den Mai hinein noch sehr kalt werden. Einige Anbieter vermieten ihre Wohnmobile auch erst ab Mitte Mai. Wer es ruhiger mag, sollte seinen Kanada-Roadtrip im Frühling oder Frühsommer planen. Dann ist es kühler, aber auch weniger voll. Im Hochsommer (Juli/August) wird es zwar wärmer aber dann sind mehr Reisende unterwegs.
- Einreise: Mit einem deutschen Reisepass reicht die eTA (Electronic Travel Authorization). Sie wird online beantragt und bezahlt. Meist kommt die Bestätigung sofort, aber um sicher zu gehen, empfehle ich, sie mindestens eine Woche vor Abflug auszufüllen.
- Führerschein: Für Kanada reicht der deutsche Führerschein aus, ein internationaler ist nicht erforderlich. Mich hat niemand danach gefragt.
- Versicherung: Ich habe sämtliche Buchungen über meinen Reiseanbieter „Canusa“ in Hamburg laufen lassen. Auch alle wichtigen Versicherungen waren bereits inkludiert. Solltest du deine Wohnmobil-Reise durch Kanada selbst organisieren, achte unbedingt auf eine gute Versicherung – gerade die Höhe der Selbstbeteiligung ist nicht zu unterschätzen.
- Internet & Navigation: Ich habe mir in Calgary eine SIM-Karte bei Walmart gekauft, alternativ funktioniert auch eine eSIM. Dabei sollte man beachten, dass die eSIM nur Datenvolumen abdeckt. Telefonate – zum Beispiel um wie in meinem Fall – einen Schaden am Wohnmobil zu melden – können über das deutsche Handy teuer werden. Empfehlenswert ist es auch, Offline-Karten aufs Handy herunterzuladen, dann bist du auch in abgelegenen Gegenden sicher unterwegs.
Wohnmobil mieten in Kanada – meine Erfahrungen


Da ich allein unterwegs war, habe ich eins der kleineren Wohnmobile gebucht. Einen Alkoven, also ein Modell mit dem Schlafbereich über dem Fahrerhaus. Auch im Heck des Wohnmobils kann man die Sitzecke in ein Bett umwandeln, was ich persönlich bevorzuge. Der Alkoven ist kuschelig – ein bisschen Höhle aber ich fühle mich dort oben eher eingeschränkt. Grundsätzlich wäre dieses Wohnmobil für zwei Personen perfekt, für mich allein war es fast ein bisschen groß. Wer zu dritt oder zu viert unterwegs ist, dem empfehle ich ein größeres Modell.
Auch an das fahren mit einem Alkoven-Wohnmobil muss man sich erst gewöhnen. Sie sind um einiges höher als andere Wohnmobile. In Kanada ist das aber kein Problem. Durchfahrten, Brücken oder Bäume auf Campingplätzen sind auf diese Höhe eingestellt. Allerdings ist der Luftwiderstand des Alkoven beim fahren spürbar und er verbraucht deshalb auch mehr Sprit.
Mein Modell hatte auch kein Heckfenster und keine Rückfahrkamera. Für mich war es kein Problem, da ich das bei meinem Wohnmobil zu Hause gewohnt bin. Wer unsicher ist, sollte darauf achten, ein Wohnmobil mit Heckfenster oder Rückfahrkamera zu buchen. Wer zu zweit reist, kann sich außerdem gegenseitig beim Rangieren einweisen.
Beim nächsten Mal würde ich wahrscheinlich einen Van buchen: sie sind kompakter und leichter zu fahren, aber auch teurer in der Miete.
Übernahme des Wohnmobils beim Vermieter


Wer in Kanada ein Wohnmobil mieten will, muss die Nacht zuvor in einem Hotel übernachten. Damit gehen die Vermieter sicher, dass die Fahrer ausgeruht starten.
Mein Vermieter war „Cruise Canada“. Auf der Straße und Campingplätzen begegneten mir aber oft auch Mobile des Anbieters „CANADREAM“. Die Übergabe war einerseits aufregend – schließlich sollte ich jetzt mit diesem Wohnmobil alleine durch Kanada fahren. Andererseits war es aber auch sehr unkompliziert. Durch die Buchung über Canusa musste ich nur meinen Voucher vorzeigen. Danach bekam ich eine kurze theoretische Einführung ins Fahrzeug und die wichtigsten Handgriffe: Wo Frischwasser getankt wird und wie Grau- und Schwarzwasser entsorgt wird. Dann dokumentierten wir noch bereits vorhandene Schäden – und schon konnte es losgehen.
Mein Tipp: um nichts zu vergessen schreibe dir am besten die wichtigsten Fragen auf. Ich habe zum Beispiel erst unterwegs herausgefunden, wo die Handbremse ist – in diesem Fall eine Feststellbremse. Bereits bestehende Schäden waren schon dokumentiert. Wenn es Dir wichtig ist, mach ggf. noch Fotos von diesen Schäden. In meinem Fall ist bei der Rückgabe niemand ums Auto gelaufen, um Schäden zu finden. Nimm dir auf jeden Fall Zeit bei der Übernahme und lass dich nicht hetzen.
Die Rückgabe in Vancouver war sehr unspektakulär: parken, ausräumen, unterschreiben, fertig.
Fahren in Kanada – ungewohnt & vertraut zugleich


Am ungewohntesten war für mich das fahren mit Automatik. Bisher war ich nur Schaltgetriebe gewohnt. Diese Lektion habe ich aber schnell gelernt, denn als ich an der ersten Kreuzung die Kupplung treten wollte, wurde daraus eine Vollbremsung. Das war sehr einprägsam und zum Glück ist nichts passiert.
Wer neu ist beim fahren mit dem Wohnmobil kann vielleicht erstmal auf einem großen Parkplatz üben. Die meisten Supermärkte bieten dafür ziemlich viel Platz. Hier kannst du in Ruhe rangieren, wenden und einparken. Und erhältst ein gutes Gespür für das Fahrzeug.
Und ganz wichtig: prüfe vor jeder Abfahrt, ob alles sicher an seinem Platz ist. Sind die Schränke und Türen zu, ist der Kühlschrank verriegelt und die Fenster und Dachluken verschlossen. Jeder, der mit dem Wohnmobil unterwegs ist, wird auch diese Lektion schnell lernen. Denn alles, was herum liegt, hat das Potenzial, beim abrupten bremsen durch die Gegend zu fliegen.
Stellplätze – spontan oder buchen?


Mein Vorteil beim reisen in der Vorsaison – ich konnte vieles sehr spontan entscheiden. Die meisten Campingplätze waren noch nicht ausgebucht und ich habe so immer einen Platz gefunden – oft sogar mit Strom direkt am Stellplatz. In der Hauptsaison kann ich mit gut vorstellen, dass eine Vorab-Reservierung ratsam ist. Denn auch die Kanadier sind gern mit dem Camper unterwegs oder leben sogar in ihnen. Vor allem in den Provincial und National Parcs ist eine Reservierung zu empfehlen, denn sie bieten oft die einzige Übernachtungsmöglichkeit in einem Umkreis von vielen Kilometern.
- Wer flexibel bleiben will, bucht spontan. In der Hauptsaison kann das aber stressig werden.
- Wer Sicherheit braucht, reserviert vorab.
- Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kann sogar eine geführte Wohnmobilreise im Konvoi buchen. Hier sind alle Routen und Stellplätze vorab gebucht und ein Reiseleiter führt zu den sehenswerten Orten. Damit ist alles vorab geplant, das zu Hause auf Zeit ist immer dabei und man muss sich nur auf das fahren konzentrieren.
Dumping, Frischwasser & Strom


Cruise Canada hat eine eigene App, in der alle Funktionen des Wohnmobils in kleinen Videos erklärt werden. Also dachte ich, gut auf das Entleeren der Abwassertanks – kurz Dumping genannt – vorbereitet zu sein. Das war ich aber nur bedingt. Mein wichtigster Tipp vorab: besorge dir Handschuhe dafür.
In Deutschland sind Schwarz- und Grauwasser getrennt, in Kanada läuft alles durch den selben Schlauch. Sprichwörtlich.
So funktioniert es: Im Bauch des Wohnmobils ist ein ziemlich flexibler Schlauch untergebracht. Diesen holst du aus seinem Fach und schließt ihn am dafür vorgesehenen Abflussrohr am Wohnmobil und am entsprechenden Rohr im Boden an. Dann öffnest du zuerst den schwarzen Hebel und entleerst so den Toiletteninhalt. Ist alles leer, schließt du den schwarzen und öffnest den grauen Hebel. Damit läuft das Schmutzwasser aus dem Tank und spült gleichzeitig den Schlauch. Anschließend wird der Schlauch wieder im Fach im Wohnmobil verstaut. Das ist ehrlich gesagt sehr gewöhnungsbedürftig.
Frischwasser aufzufüllen war dagegen einfach: viele Plätze haben einen eigenen oder zentral gelegenen Anschluss. Auch Strom gibt es fast überall – für Licht, Kühlschrank, Mikrowelle und Heizung. Auf manchen Stellplätzen gibt es sogar einen direkten Abwasseranschluss, sodass man gar nichts mehr im Tank transportieren muss.
Highlights meiner Wohnmobil-Reise durch Kanada


Kanada ist ein unfassbar weites Land. Strecken, die auf der Karte kurz aussehen, benötigen schnell mehrere Stunden Reisezeit. Dieses Gefühl von Raum und Freiheit lässt sich nur schwer beschreiben – man muss es selbst erleben.
Beeindruckend war die Freundlichkeit der Kanadier. Ich bin überall schnell ins Gespräch gekommen – auf Campingplätzen, an Tankstellen, im Supermarkt. Und in den meisten Fällen wurde ich gefragt woher ich komme und was ich alles ansehen will. In diesem Land habe ich mich jederzeit wirklich willkommen gefühlt.
Beeindruckend ist, wie sehr die Kanadier sich auf die Tiere – vor allem die Bären – eingestellt haben. Auf Campingplätzen stehen extra Boxen, in denen Lebensmittel sicher verstaut werden können. Und auch bei den Mülleimern geht man auf Nummer sicher. Sie waren alle mit einer besonderen Verriegelung versehen, so dass die cleveren Vierbeiner sie nicht öffnen können. Hier wird viel dafür getan, das Zusammenleben mit den Bären bestmöglich zu gestalten. Ein Miteinander – kein Gegeneinander.
Naturerlebnisse gab es unzählige: die Kontraste zwischen Ozean und Regenwald, die endlosen Wälder – aber leider auch die Narben von Waldbränden oder Holzabbau.
Ein echtes Highlight waren die Bootstouren zu den Orcas und den Schwarzbären. Diese Tiere endlich in freier Natur zu sehen, war überwältigend. Auch wenn ich heute eine Tour wählen würde, die den Tieren noch mehr Raum lässt.
Meine detaillierten Berichte zu einzelnen Etappen findest du hier:
- Mehr über meine Begegnung mit Schwarzbären liest du hier: Bären auf Vancouver Island
- Meine Eindrücke von der Bootstour zu den Orcas habe ich in diesem Bericht festgehalten: Auf See zu den Orcas
- Detaillierte Eindrücke der Traumstraße durch die Rockies findest du hier: Icefields Parkway – 232 km durch die Rockies
- Wie es am berühmten Lake Louise war, erzähle ich in diesem Beitrag: Lake Louise
- Ein paar Einblicke in das Camping-Erlebnis unterwegs erhältst du hier: Wels Gray, Helmcken Falls und Clearwater
Fazit – würde ich es wieder machen?
Jederzeit. Ich würde sofort wieder los – aber diesmal länger. Mich reizt besonders der Norden Kanadas mit seinen noch unbewohnten Gegenden, aber auch die Städte, die ich bisher kaum gesehen habe.
Bisher habe ich nur eine Stecknadelkopf-Größe von Alberta und eine Stecknadellänge von British Columbia bereist. Aber Kanada ist riesig und vielseitig – und genau das macht Lust auf mehr.
Häufige Fragen (FAQ)
Hier beantworte ich die wichtigsten Fragen noch einmal kompakt – für alle, die nur schnell Infos suchen.
Brauche ich in Kanada einen internationalen Führerschein fürs Wohnmobil?
Nein, der deutsche Führerschein reicht. Ein internationaler ist aber praktisch, weil er auf Englisch ist.
Kann man in Kanada frei campen?
Offiziell nur eingeschränkt. In National- und Provincial Parks gibt es klare Regeln. Viele nutzen daher offizielle Campgrounds.
Wann ist die beste Zeit für eine Wohnmobilreise in Kanada?
Mai bis September. Juli/August ist Hauptsaison, davor und danach ist es ruhiger.
Was kostet ein Wohnmobil in Kanada?
In der Hochsaison oft 150–250 CAD pro Tag, plus Versicherung, Sprit und Stellplätze. In der Vorsaison günstiger.
Wie läuft das mit Dumping & Frischwasser?
Dumping ist Pflicht und funktioniert an Stationen. Frischwasser und Strom gibt es fast überall. Mein Tipp: Handschuhe mitnehmen.
Meine Route mit dem Wohnmobil durch Kanada
Hilfreiche Reiseführer auf meinem Wohnmobil-Roadtrip
Zur Vorbereitung auf meine Reise habe ich mir diese Reiseführer gekauft und sie sehr hilfreich gefunden:
- Baedecker SMART Reiseführer Vancouver und die kanadischen Rockies* – mit praktischer Spiralbindung
- Nationalparkroute Kanada* – Die legendäre Route durch den Westen Kanadas von Helga Walter
- MARCO POLO Reiseführer Kanada* – Reisen mit Insider-Tipps
Warst du schon mal mit dem Wohnmobil oder auch Mietwagen in Kanada unterwegs? Erzähle mir davon gern in den Kommentaren.
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