Endlich ist es soweit – wir sind in Rumänien. Als wir über die Grenze fahren, macht sich in mir ein Gefühl des Ankommens breit. Und mir wird bewusst, dass dieses Land ein wesentlicher Impuls für unsere Reise war. Seit Jahren schon will ich Rumänien besuchen. Begonnen hat es mit Bram Stoker´s „Dracula“ – einem meiner Lieblingsfilme. Seit ich den Film gesehen habe, möchte ich das Land kennenlernen, aus dem die Legende stammt. Und jetzt sind wir endlich da und ich freue mich, denn Rumänien kann nicht nur Dracula sein.
Den ersten Halt machen wir gleich kurz hinter der Grenze. Hier hat eine Familie ihr Land zum Camperstopp umgebaut: Cortina Gate Vama Veche. Die überdachten Schotterplätze bieten ausreichend Schatten und jeder Stellplatz hat seinen eigenen kleinen Container mit Dusche und WC.
Wir wissen nur wenig bis gar nichts über Rumänien. Silke war vor Jahren mal hier, kurz nach der Wende, für mich ist es absolutes Neuland. Nach der Wende haben wir in den Nachrichten von schlimmen Zuständen in Waisenhäusern gehört und auch von tausenden Straßenhunden, zum Teil in erbärmlichem Zustand. Das war vor inzwischen mehr als 30 Jahren.
Am nächsten Tag fahren wir weiter Richtung Norden. Unser Ziel ist das Donaudelta. Wie immer haben wir nichts gebucht und sind einfach losgefahren. Und kommen erst mal an unseren Nachbarplaneten und am Olymp vorbei:
Wir mögen auf Anhieb die kleinen Häuschen mit ihren winzigen Gärten. Und es beginnt eine wilde Erinnerungsreise an unsere Kindheit. Sie wird uns durch ganz Rumänien begleiten, denn vieles in den kleinen Ortschaften sieht aus wie früher „bei Omma in Mecklenburg“.
Wir haben uns für die Übernachtung Sarichiol, ein Dorf am Razim-See ausgesucht. Der See war ursprünglich eine Bucht und Teil des Schwarzen Meeres. Durch Anschwemmungen vom Meer getrennt, ist er heute der größte See des Landes.
Wir parken auf dem Parkplatz der „Taverna Le GaFish“, finden einen Platz auf der Holzterasse mit Blick auf den See und bestellen uns eine Portion des frisch auf dem Gusseisen-Grill gebratenen Fisches. Der Ort ist gut besucht, die Gäste kommen und gehen – ein bisschen zu viel Trubel für uns. Wir entscheiden, weiterzuziehen – hinein ins Donaudelta.
Schließlich landen wir in Murighiol, im Garten von Nina und Dan. Er ist Fischer und da jedes Jahr bis Juni eine Schonzeit gilt, darf er im Moment nicht rausfahren. Um die fehlenden Einnahmen auszugleichen, hatte ihre Tochter die Idee, den Garten für Urlauber zu öffnen. Auf ihrer Wiese hinter dem Haus haben mehrere Camper Platz und Nina lernt seitdem mit jedem neuen Gast ein bisschen mehr englisch. Sie ist sehr darauf bedacht, die Wünsche ihrer Gäste zu erfüllen. Dan wiederum ist eher ruhig, wir sehen ihn kaum und wenn er uns begegnet, sagt er gerade so hallo – ein Fischer eben.
Ein weiteres Standbein für die Menschen, die hier leben sind Bootsfahrten ins Donaudelta. Fast jeder hier bietet diese Fahrten an und wir wollen es auf jeden Fall erleben. Also buchen wir die große Vier-Stunden-Tour mit Dan am nächsten Tag.
04. – 06. Juni 2022