Drei Nächte stehen wir am Ufer der Donau. Dann gehen uns langsam die Vorräte aus und wir wollen weiter auf unserem Roadtrip durch Serbien. Wir werfen einen letzten Blick auf den Fluss, der in den vergangenen Tagen gemütlich an uns vorbeigeströmt ist. In diesen Momenten wird uns wieder klar, wie egal wir der Natur sind. Ob wir hier am Ufer stehen oder nicht – die Donau fliest einfach weiter. Seit wir das beeindruckende Donaudelta in Rumänien besucht haben, sind wir von ihr fasziniert. Riesige Mengen Wasser fließen unermüdlich Richtung schwarzes Meer. Sie ist Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten und verbindet zehn Länder – so viele wie kein anderer Fluss der Welt. In uns ist ein Pflänzchen gesetzt: einmal auf der Donau fahren. Auf einem Schiff – quasi eine Kreuzfahrt. Das kommt auf unsere To-Want-Liste. Aber jetzt müssen wir sie erst einmal verlassen.

Serbien Donau Kreuzfahrtschiff
Verabschiedung von unserem Standort mit Kreuzfahrtschiff auf der Donau.
Donau Serbien
Ein letzter Blick auf die Donau. Gegenüber liegt Rumänien.

Wir sind spät losgefahren und haben eine längere Strecke vor uns. Unser erster Stopp ist Viminatium, die riesige Ausgrabungsstätte einer römischen Stadt. Sie wird auch als „Pompeji Serbiens“ bezeichnet und gehörte zu den größeren römischen Städten auf der Balkanhalbinsel. Beim näherkommen sind wir lange davon überzeugt, uns verfahren zu haben, uns umgibt eine regelrechte Mondlandschaft. Der riesige Tagebau „Drmno“ hat sich tief in den Boden gegraben. Er versorgt das Kraftwerk Kostolac mit Kohle. Hier liegen unterschiedliche Interessen direkt nebeneinander: die sichere Stromversorgung neben der Erforschung der Geschichte Serbiens. So wurde 2009 bei Abbauarbeiten im Tagebau das rund eine Million Jahre alte Skelett eines Steppenmammuts gefunden. Nachdem 2012 ein weiteres Skelett gefunden wurde, vermutet man weitere in unmittelbarer Nähe. Es wird vermutet, dass auch von Viminatium erst rund zwei Prozent ausgegraben und erforscht wurden. Wie nah beide Stätten nebeneinander liegen, ist am besten von oben zu erkennen. Dazu gibt es hier den Link zu Google Maps.

Als wir an der Ausgrabungsstätte ankommen, ist alles ruhig. Keine Besucher, keine parkenden Autos. Nur ein kleines Café hat geöffnet, an dem wir uns ein Eis zur Erfrischung holen. Wir sind die einzigen Gäste, denn ausgerechnet heute ist die Ausgrabungsstätte geschlossen. Also fahren wir weiter zu unserem nächsten Schlafplatz – dem abgelegenen Kloster Sveti Manastiru Kumija.

Auf dem Weg zum Kloster taucht plötzlich vor uns diese Holzbrücke auf. Krumm und schief liegt sie über dem Fluss, der uns noch von unserem Übernachtungsplatz trennt. Die Brücke sieht aus, als hätte sie das letzte Hochwasser gerade so überstanden. Wir sind absolut nicht sicher, ob sie unsere 3,5 Tonnen aushält. Also fahren wir ein Stück zurück und sondieren die Lage. Doch die Karte zeigt nur diesen einen Weg zum Kloster. Als sich ein weißer Golf nähert, fragen wir den Fahrer, ob es sicher ist, die Brücke zu überqueren. „Ja, überhaupt kein Problem, hier fahren sogar LKW drüber“, sagt er in schönstem deutsch. Dann bietet er uns an, als erster über die Brücke zu fahren, obwohl sein Ziel in der entgegengesetzten Richtung liegt. Dankend nehmen wir an. Nachdem er auf der anderen Seite ist, senden wir ein Stoßgebet zum Himmel und rollen im Schneckentempo über die klappernden Holzplanken. Und die Brücke hält. Erleichtert erreichen wir unseren Schlafplatz.

Holzbrücke in Serbien

Am nächsten Tag wollen wir unsere Vorräte auffüllen und kommen an einem Lidl vorbei. Das runde Schild sehen wir neben anderen bekannten Großmärkten aus der Heimat sehr oft auf unserer Reise durch den Balkan. Einerseits schön, müssen wir doch oft nicht einmal die Aufdrucke übersetzen. Andererseits bedauern wir, dass damit eine gewisse Gleichförmigkeit entsteht. Landestypische Lebensmittel sind eher selten in diesen Märkten zu finden. Und so wird es egal, ob wir gerade durch Kroatien, Albanien oder Bosnien und Herzegowina touren. Im Kühlregal stehen immer die gleichen Produkte.

Serbien Lidl
Lidl in Serbien
Einkauf in Serbien
ein Teil unserer „Beute“

Kloster Manasija

Wir fahren weiter Richtung Despotovac, in dessen Nähe sich das Kloster Manasija – auch bekannt als Resava-Kloster – befindet. Es zählt zu den bedeutendsten kulturellen und religiösen Denkmälern Serbiens. Seine besondere Bauweise wird am besten aus der Luft sichtbar, denn Manasija ist ein Wehrkloster.

Kloster Manasija Serbien
Quelle: Canva – Kloster Manasija

Erbaut wurde es zwischen 1407 und 1418 vom serbischen Despoten Stefan Lazarević, einem bedeutenden Herrscher und Förderer von Kunst und Kultur im spätmittelalterlichen Serbien. Nach dessen Tod wurde das Kloster ein spirituelles und kulturelles Zentrum der orthodoxen Kirche. Es beherbergte das Resava-Skriptorium, das für die Abschrift und Übersetzung vieler kirchlicher Texte bekannt war und maßgeblich zur Bewahrung der serbischen Kultur beitrug. Manasija ist noch heute ein aktives Kloster und gehört zu den beliebtesten Reisezielen Serbiens. Und es steht auf der Liste zur Aufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe.

Auf den ersten Blick fallen einem gleich die massiven, wehrhaften Klostermauern auf, die eher an eine Burg erinnern. Und genau das sollte der Komplex auch sein – eine militärische Festung, um die Dreifaltigkeitskirche in ihren Inneren vor den Osmanen zu schützen. Dieser Plan ist leider nicht ganz aufgegangen – das heutige Gebäude stammt aus einer Restaurierung im 19. Jahrhundert.

Kloster Manasija Serbien
Dreifaltigkeitskirche inmitten des Wehrklosters
Kloster Manasija Serbien
links die Kirche, rechts die Wehrtürme und massiven Mauern
Kloster Manasija Serbien
Die Ruinen des Skriptoriums und der ehemaligen Mönchsunterkünfte

Hinter dem massiven Eingangstor liegt eine andere Welt. Umgeben von den dicken Wänden der Wehrmauer steht die fast unscheinbare Kirche. Ein gepflasterter Weg führt zu ihr und zu den Gebäuden, in denen heute nur noch wenige Mönche leben. Von ihnen sehen wir gar nichts. Und wir hören auch nichts, hinter den dicken Mauern herrscht Ruhe. Nur vereinzelt sind Stimmen der Besucher zu hören. Ist man weit von Ihnen entfernt, umfängt einen Stille.

Rechts des Eingangs stehen die Ruinen der ehemaligen Klosterzellen und die Überreste des Resava-Skriptoriums. Davon stehen heute nur noch die Außenmauern. In dieser Schule entstanden nicht nur religiöse, sondern auch wissenschaftliche Werke. Deren Erkennungsmerkmal sollen dekorative Initialen, kunstvolle Miniaturen und akribische Schrift sein. Das alles wissen wir aber nur aus dem Internet, selbst gesehen haben wir die Manuskripte an diesem Ort nicht.

Kloster Manasija Serbien
Die neuen Mönchsunterkünfte
Kloster Manasija Serbien
Mönchsunterkünfte

Resavska-Höhle

In unmittelbarer Nähe des Klosters liegt ein weiteres, sehr beliebtes Ausflugsziel: die Resavska-Höhle. Sie ist nicht nur eine der größten, sondern auch eine der am besten erforschten Höhlen Serbiens. Ihre Gänge ziehen sich rund 4,5 Kilometer durch das Gestein, etwas mehr als 2,8 Kilometer sind erforscht, rund 800 Meter für Besucher zugänglich.

Wir ziehen uns warm an, denn wir haben gelesen, dass innerhalb der Höhle die Temperatur das ganze Jahr bei ca. 7° C. liegt. Die Höhle ist vermutlich rund 80 Millionen Jahre alt. Sie wurde früher von Hirten als Unterschlupf genutzt und erst 1962 entdeckt. Die ältesten Tropfsteine sind rund 45 Millionen Jahre alt. Verglichen mit einem Menschenleben eine unvorstellbar lange Zeit.

Resavska Hoehle Serbien Stalagmiten und Stalagtiten

Die Höhle besteht aus acht Hallen, die jede einen eigenen Namen trägt – inspiriert von den durch die Stalagmiten und Stalaktiten geschaffenen Strukturen oder den in ihnen gefundenen Überresten ehemaliger Höhlenbewohner. So gibt es zum Beispiel „Saal der Bienenstöcke“, in dem drei Stalagmiten an alte, aus Schlamm und Ästen zusammengebaute Bienenstöcke erinnern. In der „Vorhalle der Geschichte“ fand man eine steinerne Axt, Speerspitzen, eine Feuerstätte und den Schädel eines Vorfahren des Polarfuchses.

Der „Konzertsaal“ – so genannt wegen seiner außergewöhnlichen Akustik – befinden sich die meisten und schönsten Strukturen, die Wasser und Fels im Lauf der Jahrtausende geschaffen haben.

Resavska Hoehle Serbien Stalagmiten und Stalagtiten
Resavska Hoehle Serbien Stalagmiten und Stalagtiten

Diese Nacht verbringen wir wieder an einem Kloster. Das schauen wir uns nicht an. Aber wir machen Bekanntschaft mit zwei sehr freundlichen Vierbeinern: einer Hündin und einem etwas unsicheren Rüden. Die beiden wirken wie beste Freunde. In der Nacht wird Silke von andauerndem Hundegebell wach. Es sind mehrere Rüden, die die Hündin regelrecht bedrängen. Ich werde wach, als Silke aus dem Bett springt und lauf rufend die Meute vertreibt. Da ich das Gebell davor nicht gehört habe, kommen mir ganz andere Gedanken in den Kopf, warum sie so energisch aus dem Auto springt. Schließlich stehen wir hier allein und schon auch etwas abgelegen. Als sie zurück kommt, erzählt sie mir, dass sich die Hündin zum Schutz unter unsere Laika verkrümelt hat. Das scheint zu helfen, den Rest der Nacht bleibt es ruhig.

Beste Freunde?